Nüchterne Ausstattung, preiswertes und anständig gebratenes Fischgetier.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Damit sollte auch An-Do Fisch ein kalkulierter Erfolg werden.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Es war schon beeindruckend zu sehen, wie zwei anatolische Familien, die Dogans und die Kiliçdagis, vor nunmehr etlichen Jahren den Nasch- und dann auch den Yppenmarkt mit Lokalen aufgemöbelt haben, die diese heute so begehrten Viertel für urbanes Jungvolk erst so erschlossen.

Mag sein, dass Deli und Do-An den Naschmarkt nicht als Einzige für junge Spendierhosenträger attraktiv machten - maßgeblich waren sie aber allemal. Für das An-Do und den Yppenmarkt gilt das ebenso, schon gar, seit sich das Frühstücks- und Salatlokal im vergangenen Mai mit Teakholz-Terrasse und Corian-Bar als Szenetreff neu erfand.

Vergangene Woche wurde noch mal nachgelegt. Schräg vis-à-vis hat das An-Do Fisch eröffnet: Derselbe Bitumen-Terrazzoboden, dieselbe Nüchternheit der Ausstattung, die aber keineswegs ungemütlich wirkt. Nun ist das mit Fischrestaurants so eine Sache, in Zeiten leergefischter Meere und penicillinresistenter Zuchtfische: Lust hätte man schon als hart geprüfter Fleischverwerter, nur dürfen tut man nicht mehr so wirklich. Das An-Do Fisch umschifft diese Klippen recht geschickt.

Nachhaltige Formen der Zucht

Mit vielen Muschelgerichten etwa, tadellosen (und kulant kalkulierten) Austern zum Beispiel oder mit köstlich kurz gegarten Miesmuscheln, die so saftig und zart wie sonst selten geraten. Beide sind Planktonfresser, nachhaltige Formen der Zucht. Gegrillter Oktopus, zum Glück (noch) keine gefährdete Art, wird mit Peperonata und Polenta serviert und erfreut mit festem, knusprigem Fleisch. Paella für zwei Personen beeindruckt durch schiere Portionsgröße, aber auch mit saftigen Wildfang-Garnelen, Venusmuscheln und anderem Seegetier mehr. Dazu zartes Hendl und safrangelber, vom Krustentiersud parfümierter Reis - sehr gut.

Die Frage, ob die Tiefkühl-Radiergummis namens Neuseelandmuscheln auch sein müssen, kann klar mit Nein beantwortet werden. Auch der trocken gebratenen und nicht mehr ganz so frischen Seezunge hätte man gewünscht, dass sie dem Netz des Fischers entwischt wäre. Die Weinliste ist durchaus anständig und vor allem günstig - Wachauer Rieslinge um deutlich weniger als 20 Euro hat man schon länger keine mehr gesehen. (Severin Corti/Der Standard/rondo/16/10/2009)