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Bag-in-Box wird von vielen als schickerer Tetrapak gesehen.

Foto: AP/Eric Risberg

"Zu was brauch ma des", heißt es sinngemäß in vielen Postings auf derStandard.at/Wein zum Bericht, dass Qualitätswein ab sofort in Bag-in-Box abgefüllt werden darf. Man diskutiert, ob "Kunden hinters Licht geführt werden" und zieht Vergleiche mit Analogkäse oder Schummelschinken, zwei Produkten, bei denen die Verpackung noch das am wenigsten seltsame ist.

Vieles rund ums Weintrinken ist Gewohnheit. Daher ist es verständlich, dass man sich zunächst gegen Veränderungen sträubt: Man denke an die Schraubverschlüsse, an denen sich heute kaum mehr jemand stößt, nachdem viele in der Praxis erlebten, dass die Weinkultur einiger Ankündigungen zum Trotz nicht untergeht.

Bag-in-Box ist eine Verpackung, die hierzulande so gut wie nie zu sehen war, schlichtester Tafelwein im Tetrapack sehr wohl. Bag-in-Box wird daher von vielen als schickerer Tetrapak gesehen. Die Rede ist jedoch technisch gesehen von zwei Paar Schuhen: Ähnlich wie Fußbälle früherer Zeiten, die aus lederner Außenhülle und einer "Seele" innen bestanden, ist Bag-in-Box eine Schachtel aus Karton mit einem lebensmittelechten Kunststoffinnenleben, das mit dem Inhalt mitschrumpft und Luft ausschließt. Seit den 1960ern wird diese Verpackung für vieles verwendet, das in größeren Gebinden verkauft wird und frisch bleiben soll. Tetrapak aus Verbundmaterial bleibt offen, sobald er aufgerissen wurde.

Jemanden damit hinters Licht zu führen, wird schwierig. Welcher Wein in welchem Behältnis auch immer drin ist, muss laut Gesetz außen draufstehen. Glasflaschen bleiben das gewohnte Nonplusultra vor allem für Weine, die länger reifen. Einige Winzer, die nach Skandinavien exportieren, wo Bag-in-Box ein Renner ist, werden bessere Möglichkeiten haben, dort "mitzuspielen", was ihnen zu gönnen ist. Und das eine oder andere Grillfest wird ohne Verletzungen durch zerbrochenes Glas oder Post-festum-Weinreste verteilt auf viele Flaschen ablaufen.

Was nicht passieren wird, ist, dass ein Winzer seinen Oberliga-Wein, in den er ein Jahr lang viel Arbeit hineingesteckt hat und für den er einen guten Preis verlangen kann, im billigen Tetrapak abfüllt, der nicht nur schlecht fürs Produkt ist, sondern auch nicht gekauft wird angesichts des Images und des unüblich hohen Preises. Nicht immer ist Unbekanntes nur böse. (Luzia Schrampf/Der Standard/rondo/14/08/2009)