Hoffnung für Fanz-Joseph-Land?

Foto: Gerhard Wasserbauer

Das Sasso D'Oro wertet das delabrierte Viertel um den Bahnhof gastronomisch auf.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Der Sonntags-Billa, der Pendlerbahnhof und die Blutdopingzentrale des österreichischen Spitzensports - dafür kennt man den Julius-Tandler-Platz in Wien-Alsergrund. Wenn da nicht Leser Werner H. wäre, der mit einem herzerfrischenden Brief auf das kleine Restaurant am anderen Ende des Platzes hinwiese: Da wachsen nämlich echte Palmen aus dem Schanigarten, und auch sonst geht es sehr gepflegt zur Sache.

Tatsächlich wäre das Sasso D'Oro für jedes Viertel eine Zierde, aus der Tristesse des delabrierten Platzes aber leuchtet es doppelt hell hervor: Sonnenschirme, unter denen man auf langen Bänken lungern kann; ganz beachtliche Pizzen aus einem wahlweise mit Gas oder Holz zu befeuernden Ofen der Luxus-Ofenschmiede MAM in Modena; Augustiner Weißbier (und Becks) vom Fass, wie sich das für eine ordentliche Pizzeria gehört, aber auch Granderwasser im Krug oder frisch gepresster Tomatensaft mit Basilikum - und zwar aus extrafruchtigen Tomaten, auf Eiswürfeln serviert. Das ist aber noch lange nicht alles: Es gibt einen gut bestückten Zigarren-Humidor (faire Preise) und eine durchaus beachtliche italienische Weinkarte, auch die Spirituosen sind nach italienischer Art gut sortiert. Neben Highland-Whiskys zu guten Preisen gibt es allerhand regionale Amaro-Varianten.

Liebenswürdiger sizilianischer Kellner

Angepriesen und herbeigeschafft wird das alles von einem liebenswürdigen sizilianischen Kellner mit ausgebauter Redebremse. Das soll einen nicht von der Küche ablenken: Hat man sich einmal durch mehrere Seiten mit mehr oder minder üblichen Antipasti (immerhin sehr gute Bresaola mit Pinienkernen und Rucola) und Pizza-Standards gearbeitet, bietet die Karte nämlich echte Überraschungen: Pizza Porcina etwa, mit Büffelmozzarella, Grana und frischen Steinpilzen, nicht anders als sehr gut. Oder Zola e Noci, eine üppig beladene Pizza bianca (ohne Paradeiser) mit Gorgonzola, Mozzarella und Nüssen, die an heißen Abenden freilich schnell einmal zum Kraftakt wird.

Es kann aber auch Hummer sein, tadellos bissfeste Pappardelle all'Astice zum Beispiel, mit saftig gebratenem halbem Hummerschwanz, ordentlich Garnelen und einer ziemlich sizilianischen Chili-Weißweinsauce. Auch bei Spaghetti Vongole mit reichlich frischen Venusmuscheln fällt auf: An den guten Sachen wird hier nicht gespart. (Severin Corti/Der Standard/rondo/31/07/2009)