Deshalb bitte alle zusammen: Sobald erlaubt, Knopferl drücken, zurücklehnen, Füße ausstrecken, beim Landen wieder Knopferl drücken, aufsetzen und meinetwegen klatschen.

Foto: Der Standard

+++Pro
Von Doris Priesching

Sie sind mir gut in Erinnerung, jene klatschbereiten Sitznachbarn im Flieger nach Kreta. In T-Shirt, Shorts, Sandalen - freudig, aufgeregt, mit platten Witzen um sich schlagend, bezogen sie die Plätze, sahen sich schon im Ouzo-Himmel.

Die Vorfreude schlug schnell um, als leider der Vordermann den bösen Knopf drückte, sich zügig zurücklehnte und so den Hintermann gegen sich aufbrachte, weil der sich entscheidenden Territoriums beraubt sah: rücksichtslos! Der Rest war Verhärtung: Der Hintermann drückte die Sitzlehne nach vorn, der Vordermann presste mit aller Kraft seinen Rücken nach hinten. Dazwischen schimpften sie und beschimpften einander. Flugbegleiterinnen staunten nicht schlecht, und so flogen wir übers Meer. Zum Klatschen hatte beim Landen jedenfalls keiner die Hand frei. War es das wert? Deshalb bitte alle zusammen: Sobald erlaubt, Knopferl drücken, zurücklehnen, Füße ausstrecken, beim Landen wieder Knopferl drücken, aufsetzen und meinetwegen klatschen. Und alle haben etwas davon. Es könnte einfach sein.

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Contra---
Von Christoph Winder

Hätte es zu seiner Zeit bereits Flugzeuge gegeben, der Marquis de Sade hätte die zurückklappbare Rückenlehne erfunden. Sie stiftet Unfrieden, Zank, Streit, Schmerz und Pein und ist der Beweis dafür, dass in jedem Verkehrsmittel die Vernunft das Nachsehen hat, wenn der emotionsgeladene Kampf um persönliche Bewegungsspielräume ausbricht.

Besonders perfide Klapper-Schlangen: Sind jene, die den - im Flugzeug per se haarigen - Moment der Essensausgabe abwarten und die Lehne exakt dann mit Gusto zurück- oder vorschnalzen lassen, wenn der Hintermann ein volles Becherchen Bier oder Rotwein auf die Plastikablage abgestellt hat. Ein feuchtfröhliches Vergnügen!

Es gäbe zwei Möglichkeiten, diesem Flugzeugdarwinismus ein Ende zu bereiten: Entweder die Fluggesellschaften fixieren die Sitze und gebieten so dem Kollektivklappen Einhalt. Weil daran aber offenbar nicht gedacht ist, hilft nur die Flucht in die Business oder in die Erste Klasse. Dort hat es sich unter Garantie ausgeklappt. Und auch der Kundendienst ist besser. (Der Standard/rondo/24/07/2009)