Die Sorte bringt hinreißend vielschichtige, mineralische Weine mit feinziselierten Zitrusfruchtaromen.

Foto: PhotoDisc

"Was wurde eigentlich aus Chardonnay", fällt dem Weinfreund ein, nachdem er die Weinkarte rauf und runter inspizierte, um einen passenden Wein zum Fisch zu suchen. "Dafür, dass man ihm früher kaum entkommen ist, macht er sich jetzt ziemlich rar."

Chardonnay war der Weißwein-Darling der 90er-Jahre. Doch Moden ändern sich, und Chardonnay kam gegenüber aromatisch schillernderen Sorten wie Sauvignon Blanc ins Hintertreffen. Daran mag auch eine gewisse Übersättigung schuld gewesen sein: Es gab ihn schlicht überall. Und wenn Böden und Klima nichts Besonderes zuließen, verpasste man ihm den Einheitsgeschmack Lattenzaun mit Vanillearoma.

Dennoch ist es unfair, ihn in Bausch und Bogen in die Hinterbank zu drängen. Er ist ein Klassiker, und das zu Recht. Steht er auf den richtigen - kalkreichen - Böden in nicht allzu heißem Klima wie im Burgund oder in Chablis, bringt die Sorte hinreißend vielschichtige, mineralische Weine mit feinziselierten Zitrusfruchtaromen. Auch im Burgenland, der Chardonnay-Hochburg Österreichs, findet man speziell im Jahrgang 2008 hochelegante, schlanke Weine, die dazu geeignet sind, der Rebsorte wieder Anerkennung zukommen zu lassen. Es wäre doch schade, sich Wohlschmeckendes aus Modegründen entgehen zu lassen. (Luzia Schrampf/Der Standard/rondo/03/07/2009)