Die Adria hat neben Ozeanriesen auch tollen Fisch:

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im Kvarner etwa, jener Bucht, die Österreich am nächsten ist.

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Die Kvarner Bucht wirkt auf den allerersten Blick nicht so spannend: Da freut man sich seit Wochen aufs Meer, sitzt ab Wien fünf Stunden im Auto - aber wenn sich endlich der erste Blick von hoch oben aufs Wasser hinunter öffnet, dümpelt da eine Badewannenbucht vor sich hin, die mit dem großen blauen Freund eher wenig gemein zu haben scheint. Sicher ist es pittoresk, wie die Inseln Krk und Cres sich vor das nach Weite hungernde Auge schieben. Nur: Wären nicht die Ozeanriesen, die linker Hand in den Hafen von Rijeka einlaufen - man könnte sich glatt an einem großen See wähnen.

Damit ist zum Glück schnell Schluss - spätestens, wenn der erste Planscher im Salzwasser getan ist: So was von kristallklar und funkelnd, wie sich die oberste Adria im Frühsommer präsentiert, möchte man die Gewissheit vom bedrohten Gleichgewicht der Meere glatt vergessen. Noch dazu, wo es schon in der Bucht von Opatija vor allerhand flinkem Fischzeug zu wimmeln scheint - wer mit dem Boot ein bissl rausfährt und sich eine der verschwiegenen Inselbuchten sucht, schwimmt sogar unter kapitalen Kaisergranaten (Bild rechts). Das Restaurant Johnson, unweit von Opatija in Mosæenièka Draga gelegen, gilt als beste Adresse, um sie noch einmal schwimmen zu lassen - in klassischer Buzara-Sauce nämlich, oder, überhaupt roh mariniert, im Hauswein.

Fische und Meeresfrüchte aus der Bucht

Patron Dean Jurdana verwendet ausschließlich Fische und Meeresfrüchte aus der Bucht - die Speisekarte ist dementsprechend Makulatur: Was am Morgen angelandet wurde, lässt man sich von einem der Kellner vortragen. Als Geheimtipp darf die Weinbar "Skalinada" in Volosko, gleich bei Opatija, gelten, wo man mit Einheimischen in einem verzauberten Hinterhof-Gemüsegarten sitzen, tolle Weine und liebevoll gekochte regionale Feinheiten genießt. Vorsicht vor den selbst eingesalzenen und gebackenen Sardellen: Eine Portion ist nie genug!

Höchste Zeit für den süßen Teil der Geschichte: Opatija wird bekanntlich als strandnahe Ansammlung kunstvoll dekorierter Cremetorten in Villenform beschrieben. Die kakanisch-venezianischen Prachtbauten wurden offensichtlich von mehlspeissüchtigen Exil-Austriaken entworfen, das weckt auch beim Betrachter entsprechende Gelüste. Wer im prächtigen Hotel Miramar (samt Privatstrand und Salzwasserpool) untergekommen ist, muss darauf nicht lange warten: Das Haus wird von Österreichern geführt, der Küchenchef ist Südtiroler. Dementsprechend geht es schon zum Frühstück mit slowenischer Gilbanica oder saftigem Marmorgugelhupf los. Am Samstagabend aber steigert sich die Patisserie des Hauses stets zu einem Stakkato altösterreichischer Köstlichkeiten, wie man es sich durchaus in heimischen Häusern auch wünschen möchte: Fantastischer Rahmschmarren mit Waldbeeren, bis zum Irrsinn flaumige Grießknödel, wunderbare Powidl-Pofesen, selbstgezogene Kirsch- und Apfelstrudel, Mohren im Hemd der Sonderklasse, Millirahmstrudel, und so weiter, und so fort. So lässt man sich Dessertbuffets gefallen! (Severin Corti/Der Standard/rondo/19/06/2009)