Die Aussprache fällt nach dem ersten Achtel leichter.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Vor allem aber schmeckt das Essen im Woracziczky (sprich: Woraschissky) wirklich gut.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Marion Jambor war Restaurantleiterin bei Christian Petz im inzwischen geschlossenen Restaurant des Palais Coburg. Davor etablierte sie mit ihrem einstigen Lebensgefährten, Koch-Tüftler Markus Mraz, in der Brigittenau das wohl kreativste Gourmetrestaurant des Landes. Das sollten Credentials genug sein, um jederzeit und überall ein prächtiges Wirtshaus aufzumachen. Tatsächlich ist das Ecklokal in Wien-Margareten, das Jambor seit vergangener Woche geöffnet hält, ein Schmuckstück geworden: Der Schanigarten liegt nicht nur auf der Sonnenseite, sondern auch noch in einer ruhigen Sackgasse, das Lokal hat dank hell gestrichener Lamperie, hoher Decken und vieler Fenster eine ausgesprochen luftige (und doch wirtshausmäßige) Anmutung, zu der die filigranen, dunkel gebeizten Sessel einen hübschen Kontrast setzen. Sehr appetitlich, das.

Von den Gütern des Grafen Woracziczky

Für Unverwechselbarkeit wird auch der Name sorgen: Woracziczky. So schön unaussprechlich, dass man wissen will, wie es dazu kommt. Er leitet sich von einem Adelsgeschlecht her, das Kennern als Bezeichnung mancher Weine aus dem verblichenen Weingut Tscheppe in Erinnerung sein könnte: Da wurden die Gewächse vom Czamillonberg als Weine "von den Gütern des Grafen Woracziczky" abgefüllt. Der neue Mann an Jambors Seite entstammt dieser Familie, daher der Name.

Es gibt Beinschinken vom Margaretener Schinken-Spezialisten Thum, der einstweilen noch mit der Maschine geschnitten wird. Jambor ist sich freilich bewusst, dass das eigentlich gar nicht geht: "Wir suchen nach einem passenden Servierwagen samt Schinkenspanner, damit wir den Schinken künftig direkt vor dem Gast von Hand aufschneiden können." Bis dahin dürfte wohl Beef Tartare das Highlight bei den Vorspeisen bleiben - so zart geschnitten, so wunderbar stimmig abgeschmeckt und von einer sanften Schalottencreme begleitet, dass man trotz der mehr als anständigen Portionsgröße kaum genug bekommt. Backhendl wird stilsicher mitsamt der Leber paniert und mit sehr gutem Erdäpfel-Vogerlsalat serviert. Saibling kommt an der Haut knusprig gebraten, dazu gibt es eine tolle Kombination aus Orangenfilets, Basilikum und Mangold - ach ja, Frühling ist. Das sollte einen trotz der vielen Kalorien natürlich nicht hindern, hintennach auch noch den cremigen Schokoauflauf zu ordern - in der Kombo mit fantastischem Passionsfruchtsorbet ist das nämlich eine der schönsten Nachspeisen seit langer Zeit. (Severin Corti/Der Standard/rondo/15/05/2009)