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"Die einzige Problemzone, die du hast, ist in deinem Kopf, Hasilein."

Foto: APA/AP/Lucy Pemoni

Yvonne behauptete, ihre Oberschenkel hätten um vier Zentimeter zu viel Umfang. Sie faselte etwas von der Einlagerung von Lipiden. Sie war ja Biologin. Insgesamt aber wurde sie immer stiller. Man konnte sehen, wie sich über ihren Blick eine graue Folie zog, sie freute sich nicht einmal mehr über das Morgenlicht über dem Donaukanal. "Was ist los?", fragten die Freundinnen. "Meine Oberschenkel sind echte Problemzonen", antwortete Yvonne. Das war Zora zu viel, sie packte ihre Freundin und schaute ihr in die Augen: "Die einzige Problemzone, die du hast, ist in deinem Kopf, Hasilein." Sie schüttelte Yvonne. "Deine Oberschenkel sind hingegen ganz und gar nicht problembeladen. Wie kannst du nur etwas gegen deine eigenen Oberschenkel sagen? Ich würde dir dringend empfehlen, etwas gegen diese Anti-Oberschenkel-Haltung zu tun, weil sie dich unglücklich macht. Kapiert?"

Zora war überzeugt, dass Yvonne unter den schlechten Einfluss von gewissen Frauenmagazinen geraten war. Sie glaubte ohnehin, dass diese Magazine dazu da waren, Frauen unglücklich zu machen. "Wahrscheinlich haben die Frauenmagazine, gemeinsam mit den Drogerien und dem Patriarchat, uns Frauen diese Problemzonen angedichtet, weil sie verhindern wollen, dass wir das Leben genießen. Aber keine von uns Frauen hat jemals diese bescheuerten Problemzonen gebraucht! Wir projizieren die jetzt einfach woandershin", beschloss Zora.

Und sie kaufte eine Tube Anti-Cellulite-Creme und schrieb damit auf ihre eigene Stirn: "Das Ende aller Problemzonen." (Adelheid Wölfl/Der Standard/rondo/20/02/2009)