Hecht aus dem Mondsee, Kohl aus dem Garten, Egelseer Waldschwein von nebenan.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Hier wird verkocht, was Paul Brzon und seine Partner selbst gezogen, gefangen und erbeutet haben.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Als Carlo Wolf vor mittlerweile zwölf Jahren am Attersee sein privates, bäuerliches Österreich-Idyll namens LandArt begründete, da wollte im landwirtschaftlichen Massenproduktionsland niemand für möglich halten, was ihm träumte. Dabei ging es dem Mann, der einst Rungis Express aufgebaut (und damit das gute Essen nach Deutschland und Österreich gebracht) hatte, nur darum, mit einem folgenschweren Irrtum aufzuräumen: Dass es nämlich durchaus erfolgversprechend sei, hierorts in bäuerlichem Maßstab zu produzieren, ohne den Standards der Genossenschaftskartelle in Sachen Preis, Haltbarkeit, industrielle Herstellbarkeit zu genügen - sondern wahrhaftig hervorragende, im Respekt vor dem Vieh und überlieferten Traditionen fabrizierte Lebensmittel zu machen, die sich auch entsprechend vermarkten ließen.

Ein Teil dieser Strategie war das (inzwischen veräußerte) Tanglberg in Vorchdorf, bis heute eines der bemerkenswertesten Restaurants im Land, wo Wolf seine Erzeugnisse von großen Köchen verarbeiten ließ und die Weine seines Weinhauses (er führt angeblich nur die guten Jahre der großen Lagen) dazu servierte. Seit damals hat die nunmehr herrenlose Wortkombination aus "LandArt" und "Restaurant" freilich magischen Klang.

Kundenservice der besonderen Art

Jetzt also gibt es wieder ein LandArt-Restaurant. Paul Brzon, einst von Wolf geholt und nunmehr alleiniger Betreiber, bemüht sich, nur ja keine an Tanglberg orientierte Erwartungen zu wecken. In seinem "Stüberl am Holzberggut" so Brzon, wolle er seinen Kunden bloß zeigen, dass auch die nicht so edlen Teile seiner Waldschweine und Atterochsen zu großem Essen werden, und zwar ohne dass dafür eine Brigade bereitstünde. Das klingt nach einem guten Plan für die schlankeren Zeiten. Weil es keine Konzession gibt, finden diese Info-Abende einstweilen nur an fixen Terminen statt. Sie wenden sich offiziell nur an Kunden des Hauses. Jedoch: Kunde wird, wer per Mail Interesse zeigt. Gruppen ab acht Personen können individuell bewirtet werden.

Draußen liegt hoch der Schnee, aus der Küchenecke duftet es, man sitzt mit anderen Hungrigen an zwei großen, blanken Tischen und harrt der Dinge, die der Hof gleich hergibt: Tatar und Pastrami vom Atterochs, Schinken, Speck, Salami und Grammelschmalz vom Egelseer Waldschwein werden auf großen Platten aufgetragen. Dazu Brot und diese aufregend gute, selbst gemachte Rohmilchbutter, die es verdienen würde, als eigener Gang aufgetragen zu werden. Dann eine klare Suppe von gewaltiger Kraft, aus Brustkern und Knochen jener Galloway-Rinder der eigenen Zucht, die nicht (wie üblich) nach zwölf, sondern erst nach 36 Monaten geschlachtet werden: ein Erlebnis, große Suppe samt wie Elfenbein schimmerndem Knochenmark.

All you can drink

Mondseehecht wird - dank eines gekonnt geführten Schnitts - bar aller Gräten in LandArt-Butter gebraten und lässt so keine Fragen offen, welcher der stolzeste Fisch aus heimischen Gewässern sei. Beim Krustenbraten vom Waldschwein-Goder, einer Ode an das Fett in zwei Scheiben, wird einem der Atem schon kürzer.

Gut, dass man die Menü-Option samt Weinbegleitung gewählt hat, die mit dem furchtlosen Zusatz "all you can drink" versehen ist: Der Bordeaux aus Eigenimport (Château Grand Village, von derselben Familie wie Lafleur) steht einem elegant und uneingeschränkt zur Seite. Drei Glas später gibt es noch Topfenknödel, natürlich aus eigener Milch, deren flaumige Delikatesse einem endgültig den Rest gibt. Wer nach Süßwein und Schnaps noch kann, der darf um die Weinkarte bitten, in der die Wolf-Weine in aller Pracht vermerkt sind - zu Vinothekspreisen. (Severin Corti/Der Standard/rondo/13/02/2009)