Camping mit Komfort, wo Kurzwarenhändler und Kunsttischler die Gute-Nacht-Geschichte erzählen.

Foto: Pixel Hotel

Ein Hotel nach der Rezeption beurteilen? Genau das sollte man beim Linzer Pixelhotel tun. Richard Steger ist heute der Rezeptionist - Gäste werden im Café Meier am Pfarrplatz empfangen, Anrufe von Zimmersuchenden am Mobiltelefon.

Sein Zimmer zu suchen oder erst einmal die Rezeption zu finden - so stellt sich das der "Verein zur Reurbanisierung und Stadtreparatur" vor, der hinter dem Pixelhotel-Konzept steht: An sechs dezentralen Standorten mit Bezug zur Lebenswelt der Linzer, verteilt über den gesamten Stadtraum, bettet das Hotel seine Gäste. Der Zimmerschlüssel wird dann irgendwo in der Stadt übergeben - geschieht das zufällig im Café Meier, weiß der Gast auch gleich, wo er frühstückt. So funktioniert das nämlich mit einem zusammengesetzten Hotel. Die Lobby? Ist vielleicht der Bahnhof. Der Wellnessbereich? Irgendein Hallenbad. Gegessen wird sowieso nur auswärts.

Schlechter Service ist das nicht. Der Architekt und fliegende Rezeptionist Richard Steger ist nämlich - so wie seine anderen Kollegen auch - kompetenter Fremdenführer. "Das ist der aufwändige Part am Konzept: herauszufinden, warum ein Gast in Linz ist, und ihm dementsprechend Tipps zu geben." In der Tat erhält jeder Gast mit dem Zimmerschlüssel eine Art "personalisierte Gebrauchsanweisung" für Linz - gute Ratschläge etwa für einen angenehmen Aufenthalt, immer einen Stadtplan und eine Fahrkarte für die Öffis.

Der Idee der vereinzelten Zimmer an ausgesuchten Orten liegt aber noch ein weiterer Gedanke zugrunde: Wer seinen Platz für die Nacht erst einmal suchen muss, lernt so auch eine Stadt zu benutzen. Und eine Kulturhauptstadt wie Linz, die das Konzept "Pixelhotel" unterstützt, lässt sich vielleicht tatsächlich am besten über viele bunte Pixel erschließen. Lokalkolorit wird es wahrscheinlich der Gast nennen wollen, der auf diesem Weg in einer ehemaligen Arbeiterwohnung im Linzer Franckviertel nächtigt und dann ein Wettcafé als Hotelbar nutzt.

Ganz anders ist da das Zimmer in der Linzer Marienstraße: Zentral gelegen, in Gehweite zu den Stationen des offiziellen "Linz09"-Programms und umgeben von gediegeneren "Hotel-Restaurants", lässt man sich hier auf innerstädtische Geschichten der vier Wände ein: etwa auf jene einer Kunsttischlerei, an die noch der alte Lastenaufzug erinnert - er dient jetzt als begehbarer Kleiderschrank. Dass einer der Mieter später ein Fotostudio eingerichtet hatte, mag man an der (je nach Stimmung) beleuchtbaren Wand ablesen. Nur das neu eingebaute und funktionale Badezimmer gibt zum Glück keinen Hinweis mehr darauf, dass hier früher auch Töpfe geflickt wurden.

Eines wird dann noch klar, hat man erst einmal auf den durchgewetzten Sitzen eines Wohnwagens mitten in diesem Raum Platz genommen: Wer der Idee des Pixelhotels folgt, bleibt immer mobil. Beweglich wie dieses Relikt aus den 1960er-Jahren, das es wohl immerhin über den Brenner geschafft haben muss, wie ein Aufkleber neben der Türe verrät. Vielleicht auch stetig im Fluss - so wie die Donau - an der das neueste Zimmer des Pixelhotels vor Anker gegangen ist.

Auf dem Zugschiff MSZ Traisen, wo drei Kabinen zur großen Suite wurden, schaut man einfach mal: wer so kommt und geht. Was die anderen Schiffe in den Handelshafen bringen - vielleicht auch nur, was es einem selbst bringt, wenn ein Hotelzimmer erzählen kann. (Sascha Aumüller/DER STANDARD/Printausgabe/31.01./01.02.2009)