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"Kommerzieller Industriewein" und "Herkunftswein" sind die Unterscheidungen, die im Weingeschehen heute zählen.

Foto: Reuters//Gleb Garanich

Industrieller Wein habe ebenso seine Berechtigung wie Herkunftswein, stellt Angelo Gaja vor versammelter österreichischer Winzerschaft beim Marketingtag in Eisenstadt fest. Diese beiden Hauptlinien seien das Resultat aller Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte, erzählt da einer, der eine Legende ist in der internationalen Weinwirtschaft. Gaja erarbeitet seinen guten Namen seit den 60-er Jahren mit edlen Lagenweinen vor allem aus Barbaresco - aber auch damit, dass er neue Techniken (Barriquefässer) und Rebsorten (Cabernet Sauvignon) in dieser Traditionsgegend verwendete.

 

Wenn man die Welt in Gut und Böse einteilt, wird sie eindeutig leichter begreifbar, aber nicht unbedingt wahrer. Das funktioniert in Politik und Wirtschaft ebenso wie bei Essen und Wein. "Kommerzieller Industriewein" und "Herkunftswein" sind die Unterscheidungen, die im Weingeschehen heute zählen. Und sie sind ideal dafür geeignet, die Wein-Welt als böse - Industrie, Technik, Maschinen etc. - oder gut - das Edle der Herkunft - zu sehen.

Ursprünglicher Wein mit Herkunft

Gaja lieferte auch Definitionen: Ursprünglicher Wein mit Herkunft hänge an Rebsorten, die nur lokal verfügbar sind, die dank Terroir, also Boden, Klima und dem, was der Mensch dort macht, einen besonderen Geschmacksausdruck bringen. Er sei lokal verfügbar, aus einem Weingarten oder von einem ganzen Weinberg, das bedeute logischerweise auch begrenzte Menge, wo wieder Angebot und Nachfrage ins Spiel kämen.

Industriellen Wein gebe es in unbegrenzten Mengen, und "er bleibt in vielerlei Hinsicht - Preis, Qualität - stabil. Aber man weiß daher, was man hat." Auch das könne eine wichtige Größe sein. Bedingung sei, dass Wein, egal welcher Schublade, ehrlich gemacht, dass nicht durch technische oder marketingmäßige Manipulationen etwas vorgegaukelt werde. Und das gelte in beiden Kategorien.

Und was bleibt uns? Probieren und entscheiden, was man mag. (Luzia Schrampf/Der Standard/rondo/30/01/2009)