Den Glockner im Blick bei der Abfahrt vom Cimaross in Richtung Kals.

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Skifahren auf dem Großglockner? Das sollten nur die geübtesten Tourengänger probieren. Wie viele andere berühmte Berge der Welt ist Österreichs höchster Punkt äußerst skiuntauglich.

Besser bewundern kann man den Glockner beim Skifahren jetzt allerdings: Auf dem 2600 Meter hohen Cimaross zwischen den beiden Osttiroler Gemeinden Kals und Matrei wirkt er mit seiner typischen Pyramidenform, eingebettet zwischen dutzenden weiteren 3000ern und in einer der schönsten Berglandschaften Österreichs, zum Greifen nah, noch näher als im Kärntner Heiligenblut. Deshalb kann sich dieser neue Zusammenschluss zweier traditioneller Skigebiete zu Recht "Großglockner Resort" nennen: Vor allem im kleinen Kals, einem beliebten Ausgangspunkt für Glockner-Touren, dreht sich alles um den Berg.

Erst seit wenigen Wochen kann man von Matrei nach Kals und zurück carven. Der Bau einer neuen Gondelbahn von Kals aufs Cimaross hat es möglich gemacht. Damit ist nach dreijähriger Planung mit einem Schlag das größte Skigebiet Osttirols entstanden - und das zweitgrößte der österreichischen Südalpen nach dem Nassfeld.

An Weitläufigkeit und Anspruch kann es Kals-Matrei problemlos mit den meisten Nordtiroler Konkurrenten aufnehmen: neun Gondeln und Sesselbahnen, 110 Pistenkilometer zwischen 1000 und 2400 Meter Seehöhe, und viel Raum für Freestyle und Tourenabfahrten. Die Preise liegen im Mittelfeld: 36 Euro die Tageskarte, 18 Euro für Kinder bis 18. Der Matreier Goldried bietet breite Pisten und ab dem Vormittag sehr viel Sonne; das schattige Kals hat ein großes Gelände für Anfänger und vom Blauspitz aus zahlreiche steile schwarze Abfahrten, auf denen man eher auf die Piste statt auf den Glockner schauen sollte.

Noch ist das Großglockner-Resort nicht fertig. So fehlt etwa die lange Talabfahrt nach Kals - ein Ziehweg ist zwar gut befahrbar, aber offiziell gesperrt. Ebenso bleibt die Direkt-Abfahrt zur Talstation der Gondelbahn in Matrei vorerst nur ein Projekt; um wieder zur Bahn zu gelangen, muss man den Skibus nehmen. Noch gibt es ungewöhnlich viele langsame Sessellifte, die Kulinarik auf dem Berg ist eher bescheiden. Auch die gläserne "Adler Lounge" auf dem Cimaross ist eigentlich eine Baustelle - aber das Wichtigste, nämlich die Terrasse mit Glockner-Blick, ist bereits fertig.

Wer all diese kleine Unannehmlichkeiten auf sich nimmt und schon jetzt nach Kals-Matrei fährt, wird dafür mit relativ leeren Pisten und Osttiroler Ursprünglichkeit belohnt. Nächste Saison, wenn es zahlreiche neue Abfahrten, modernere Lifte und eine neue Skischule geben soll, wird das Geheimtipp-Gefühl wohl ein wenig schwinden. Schon heuer, berichten die Hoteliers, ist die Zahl der Nächtigungen deutlich gestiegen.

Aber gegen echte Rambazamba-Kommerzialisierung ist dieser Fleck am Rande des Nationalparks Hohe Tauern wohl ohnehin resistent. Vor allem Kals mit seinen wunderschönen alten Bauernhäusern wirkt so verträumt, dass selbst die geplanten Hotel- und Chalet-Anlagen die Idylle nicht trüben können. 40 Jahre lang wurde der Massentourismus verschlafen, was sich für den Gast nun als Glücksfall erweist. Und Matrei ist zwar wegen der Felbertauernstraße, an der die Gemeinde liegt, weniger ruhig, hat aber im Ortskern noch viel von seinem alten Charme erhalten. (Eric Frey/DER STANDARD/Printausgabe/24./25.01.2009)