Welches Sparbuch nimmt es auf mit einem süßen, runden, rosa Sparschwein, am besten aus Porzellan?

Foto: Der Standard

+++Pro
Von Renate Graber

Ja, jemand, der sich mit Banken und Wirtschaft herumschlägt, darf das gemeine Hausschwein mögen, das vom Aussterben bedrohte, gar lieblich anzusehende Dänische Protestschwein hegen, das wilde Wildschwein anhimmeln - nie und nimmer aber das Sparschwein. Geld gehört auf die Bank, auf dass, erstens, damit gearbeitet werden kann und der Sparer, zweitens, mehr davon zurückbekommt. Punktum.

Weitab der Wirtschaftsseiten mag die Frage aber, ganz leise, gestattet sein: Welches Sparbuch, welcher Fonds, welcher Ansparplan nimmt es auf mit einem süßen, runden, rosa Sparschwein, am besten aus Porzellan?

Was sind schon die hängenden Mundwinkel, das bedauernde Achselzucken des Bankers, einem mitteilend, dass das Geld ("Wirtschaftskrise") dahin ist - gegen den sinnlichen Akt der Sparschwein-Schlachtung? Einmal noch verabschiedend übers kühle Porzellan gestreichelt, dann der gezielte Hammerschlag. Und alles liegt in Scherben. Nicht anders als auf der Bank, aber mit ein bisserl Geld darunter.

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Contra---
Von Christian Schachinger

Dass es sich bei Hedgefonds um keine Kinderjause handelt, hat man mittlerweile rot auf weiß. Deshalb ist das Sparschwein zu Hause auch nicht aus Keramik, sondern grunzt die Familie in Gestalt einer weißen Ikea-Kiste aus Plastik an. Der Deckel steht offen. Jederzeit möglicher Zugriff ist von Nöten - und aus Not geboren. Als Kleingeldhasser, der die Euro- und Cent-Münzen nicht einmal zwei Mal umdreht, sondern sie auf täglicher Basis gleich dorthinein entsorgt, kann man daraus Wunderdinge wie Stromnachzahlungen und säumige Autoversicherungen aus dem Stand bezahlen. Und spart sich so den Hammer und unsachgemäße, weil emotional geführte Hausschlachtungen.

Wir haben kein Sparschwein. Wir haben Schwein gehabt. Ältere Kollegen fragen, wie man denn sein Vermögen angelegt habe. Das ist zum Heulen lustig. Wir leben von der Hand in der Kiste in den Mund. Unser Schwein wohnt im Leberkäse des Heißhungers. Man frisst bekanntlich gern, wenn man sich ungeliebt fühlt. Und jetzt ab zur Schuldnerberatung. (Der Standard/rondo/23/01/2009)