Der persönliche Concierge steht dem Gast von acht bis 23 Uhr zur Verfügung - und das im wahrsten Sinn des Wortes: Im Dienst wird nicht gesessen.

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Das Hotel Grande Bretagne in Athen.

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Eigentlich läuft alles wie am Schnürchen. So wie man sich eben die perfekte Reise ohne die üblichen Unannehmlichkeiten und sonstigen unvorhergesehenen Schwierigkeiten ausmalt. Und doch beschleicht einen ein unbestimmtes Gefühl der Verlorenheit und Unbeholfenheit. Zum Beispiel wenn am Flughafen eine schwarze Limousine mit verdunkelten Scheiben und Flatscreens wartet, in der ein filmreifer Chauffeur mit schwarzen Ray-Bans dezent die Soundanlage dem jeweiligen Gesprächslevel anpasst.

Oder das Gefühl, sich absolut unladylike zu verhalten, wenn man die Tür der Limo selbst zu öffnen versucht, oder den enttäuschten Blick des Concierge erhascht, weil man den Trolley doch lieber selbst durch die Halle zum Lift zieht. Oder wenn man zwischen gravierten Kristallgläsern, Silberbesteck und kunstvoll drapierten Köstlichkeiten fast das Gleichgewicht verliert, weil einer der herumwuselnden Kellner den barocken Sessel bereitwillig unter dem Hintern wegzieht, sobald man Anstalten macht, sich von seinem Platz zu erheben.

Aber alles läuft aalglatt, die Gläser immer nachgeschenkt, die Aschenbecher, in deren Sand das Hotellogo eingeprägt ist, immer unbemerkt geleert.

Schauplatz ist das Hotel Grande Bre- tagne in Athen, ein monumentales Gebäude am Syntagma-Platz mit direktem Blick auf die Akropolis - ein Grandhotel wie aus dem Bilderbuch, das seiner 134 Jahre andauernden Geschichte mit üppigem Dekor, Orientteppichen und Marmor alle Ehre macht. In den Bars haben schon Sophia Loren, Ingrid Bergman, Henry Miller und die Callas ihre Drinks genommen, heute sonnt sich die Athener High Society in den Blicken der Touristen.

2003 hat die Hotelkette Starwood das Etablissement übernommen, für fast 100 Millionen Dollar aufpoliert und in ihre Subgruppe namens Luxury Collection eingegliedert. Die Marke, unter deren Namen unter anderem das Imperial in Wien, das von Frank Gehry entworfene Marqués de Riscal, das Hotel Danieli in Venedig oder das Bora Bora Nui Resort firmieren, will sich durch besonders exquisiten Service abheben. Dazu gehört, dass vielbeschäftigte Gäste dank Door-to-door-Gepäcksdienst bei der Ankunft im Hotel ihre ausgepackten Koffer im Zimmer vorfinden. Und jeden Morgen die gewünschten Zeitungen, die direkt im Hotel ausgedruckt werden, ans Bett geliefert werden -oder Concierges eine ganz persönliche Stadtführung offerieren. Wer dann noch das Butler-Service in Anspruch nimmt, kann sich wirklich very important fühlen.

"Für mich sind alle Gäste VIPs", sagt Butler Spyros Petritis, der schon Stars wie Lenny Kravitz, Roger Moore, Gérard Depardieu und einer Reihe von Königen und Staatsoberhäuptern ihre Wünsche von den Augen abgelesen hat. Stets freundlich lächelnd geleitet er beim Einchecken an den gewöhnlichen Gästen vorbei, die an der Rezeption Schlange stehen, hinauf in den "Butler Floor", wo man auf der Couch mit einem Glas Champagner das Formular ausfüllt. Von acht bis 23 Uhr (bei entsprechender Aufzahlung auch nonstop) kann man dann auf die getreue Erfüllung aller Wünsche zählen.

Keine Krisenangst

Finanzkrise hin, gebeutelte Immobilienbranche her - "Das Luxussegment ist nicht das erste, das von einer Krise getroffen wird", zeigt sich Roeland Vos, als Starwood-Chef für Europa, Afrika und den Mittleren Osten Schirmherr über mehr als 260 hochklassige Hotels, optimistisch. Andere Luxushotel-Manager sind nicht so zuversichtlich. Etwa Elisabeth Gürtler, Chefin des Hotels Sacher in Wien, die von "starken Einbußen" im Luxus-Tourismus spricht.

"Wahrer Luxus bedeutet, tun zu können, worauf man Lust hat, ohne zu planen. Zum Beispiel spontan in ein Theaterstück zu gehen, das längst ausverkauft ist. Wenn Sie sich in so einem Fall an den Concierge wenden, werden Sie eine Karte bekommen", sagt Vos. Und fügt hinzu: "Natürlich hat alles seinen Preis."

Von allerlei skurrilen Anfragen der Kundschaft weiß auch Spyros Petritis zu berichten: "Jemand hat eine Mikrowelle bestellt, um Wachs für eine Haarentfernung zu schmelzen. Wir haben das Problem dann anders gelöst." So mancher Gast hätte ihn schon gebeten, ihm oder ihr doch Gesellschaft am Zimmer zu leisten, doch das ist ihm genauso verboten, wie sich im Hotel hinzusetzen - selbst während des Interviews bleibt er stehen.

Der 29-Jährige ist jedenfalls stolz auf seinen Job, wie viel er dabei verdient, will er aber nicht verraten. Diskretion steht an oberster Stelle: "Ich erzähle nicht einmal meinen Eltern von den schlechten Angewohnheiten der Stars", schmunzelt Spyros Petritis. Gut zu wissen. Dann werden ihm auch eventuelle Vorbehalte und Unsicherheiten gegenüber zu viel Pomp und Luxus geflissentlich entgehen. ( Karin Krichmayr/DER STANDARD/Rondo/31.10.2008)