"Weil die Doppler früher halt so waren"

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Dass man diesen Dingern, wie sie einst waren, wirklich nachtrauert, soll jetzt keiner behaupten. Denn in puncto Geschmack und Anspruch entsprachen weder der Brünnerstrassler noch der Gemischte Satz dem, wonach Weinfans heute und hier lechzen. Vom Doppler ganz zu schweigen, der meist mit noch Mäßigerem als dem eingangs Erwähnten befüllt wurde. Aber die Begriffe blieben vertraut. Und plötzlich stehen sie wieder auf den Tischen, frisch gestylt und mit einem Touch Selbstironie ausgestattet. Vor allem in puncto Qualität ließ man sich etwas einfallen und hat die jeweiligen Weineigenheiten, die aus einer regionalen Tradition kommen und ihre Fans haben, mit heutigem önologischem Know-how in trinkbare Bahnen gelenkt. Denn bei aller Heimeligkeit - Brünnerstrassler Marke Sechzigerjahre würden auch hartgesottenste Wein-Traditionalisten ablehnen.

Else Zuschmann, Winzerin in Martinsdorf (Weinviertel), hat bei ihrem "Brünnerstrassler 2007" die rabiate Säure früherer Jahre gut gezähmt, ihm aber seine Knackigkeit und angenehme Geradlinigkeit belassen. Der Grüne Veltliner, dem sie ein stimmig-schlichtes Äußeres verpasste, fällt in die Kategorie frischer Apfel, ohne wie viele Jungweine "zuckerlhaft" zu wirken.

Geniale Flaschenform

Die Flaschenform des Dopplers sei eigentlich zu genial, um sie verschwinden zu lassen, befanden Herbert Zillinger und Herbert Studeny (Weinviertel) eines Abends und beschlossen einen "Top-Ler" daraus zu machen. Im Gegensatz zu üblichen Doppler-Inhalten wird er mit Veltliner vom Feinsten gefüllt, der als Most aus beiden Betrieben verschnitten und gemeinsam vergoren wird. Damit er rund und komplex wird, reift er gut eineinhalb Jahre im Tank. Bei der Ausstattung schätzen die beiden das "Understatement" der Dopplerflasche und bezeichnen ihn, um dem eines draufzusetzen, als "Landwein". "Weil die Doppler früher halt so waren", argumentiert Zillinger.

Der Gemischte Satz wieder war der "Außereißer", der Rettungswein der Heurigenwirte vor allem in Wien, der, egal wie der Wetterverlauf war, durch seinen Mix aus säuerlichem bis überreifen Trauben, immer irgendwie trinkbar war. Wiederbelebt wurde der Weintyp von Fritz Wieninger mit "Nussberg Alte Reben 1999", damals eher zufällig, weil er einen 40-jährigen Weingarten nicht einfach roden wollte. Zum "Wiener Gemischten Satz" wurde er durch die WienWein-Winzer (Christ, Edlmoser, Wieninger und Zahel), die sich ein Regelwerk verpassten, das über die gesetzlichen Vorgaben hinausreicht und näher an den historischen Vorgaben ist. Als Wiener Spezialität sind derzeit wei- tere Schritte in Diskussion: sei es als "Wiener Gemischter Satz DAC" oder als bewahrenswertes kulinarisches Erbe im Sinne der Slowfood-Bewegung. (Luzia Schrampf/Der Standard/rondo/22/08/2008)