Szene aus "Sophiatown - Ein Blues für Nelson Mandela", im Bild: Abigail Kubeka.

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Themenabende, wie sie der Sender Arte präsentiert, also eine abendfüllende Annäherung mittels Dokumentationen und Spielfilmen, kann der ORF natürlich nicht bieten.

Deshalb musste man am Sonntag vor dem späten Südafrika-Schwerpunkt am zweiten Kanal zuerst Höhepunkte der heimischen Kultur wie "Narrisch Guat" und die oft auf ähnlichem Niveau stattfindende Gute-Nacht-Diskussion "Offen Gesagt" überstehen, bevor "Es war einmal in Südafrika" und im Anschluss die Dokumentation "Sophiatown" ausgestrahlt wurden.

Sophiatown heißt jenes Stadtviertel von Johannesburg, in dem Schwarze zur Zeit der Apartheid Grund besitzen durften und das in den 40er- und 50er-Jahren als kreatives Herz der Stadt galt - geprägt von Musikern, Malern, Schriftstellern, Gangstern und dem Kino. Die Doku präsentierte damals aktive Musiker und beleuchtete anhand ihrer Erzählungen die Lebenssituation im Unrechtsregime der Rassentrennung.

Diese berichteten von rücksichtsloser Umsiedlung, alltäglicher Polizeiwillkür, von befreundeten Weißen, mit denen man hinter verschlossenen Vorhängen Jazzpartys feierte, und den Versuchen, von der eigenen Kunst unter solchen Umständen (über)leben zu können: mit Musik als einer möglichen Quelle des Widerstands, als einer identitätsstiftender Kunst, die als Antithese zur herrschenden Ignoranz, Dummheit und mörderischen Brutalität wurde.

Spannend, gescheit, berührend: Selten hat der ORF in letzter Zeit vergleichbare Qualität geboten. (flu/DER STANDARD, Printausgabe vom 23.2.2004)