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Besonders im Privatsektor verdienen Frauen weniger als Kollegen, aber auch der öffentliche Arbeitgeber kennt nach wie vor Lohnunterschiede.
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Brüssel - Die Lage der berufstätigen Frauen in Europa hat sich einer neuen EU-Studie zufolge seit Mitte der 90er-Jahre kaum verbessert. Frauen sind demnach zwar besser ausgebildet, aber nach wie vor schlechter bezahlt und öfter arbeitslos als Männer. Zudem ist ein Drittel aller arbeitstätigen Frauen teilzeitbeschäftigt, während dies nur auf sieben Prozent der Männer zutrifft. Wegen der Einkommensschere hätten Frauen auch ein höheres Risiko zu verarmen, teilte die EU-Kommission mit. Die schlechtere Bezahlung hindere Frauen häufig, eine Beschäftigung anzunehmen. Diese Unterschiede auf dem Arbeitsmarkt gefährdeten auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Gemeinschaft, warnte die EU-Kommission am Freitag in Brüssel bei der Vorlage ihres Gleichstellungsberichts 2004. Sollte die EU die Einkommenskluft weiter ignorieren, könnte sie ihr vor vier Jahren formuliertes Ziel verfehlen, in der Union die Beschäftigungsquote von Frauen bis 2010 auf 60 Prozent zu erhöhen. Bis zu diesem Zeitpunkt will die EU auch der wettbewerbsfähigste Wirtschaftsraum der Welt werden.

16 Prozent unter Männergehalt

Männer bekamen dem Bericht zufolge im Jahr 2001 im EU-Durchschnitt 16 Prozent mehr Gehalt als Frauen. Die größte Einkommenskluft stellte der Bericht in Deutschland und Großbritannien mit jeweils rund 20 Prozent fest. Dieser Unterschied hat sich in der Bundesrepublik seit 1995 nicht verringert. Dagegen stellte die EU im Vereinigten Königreich ebenso wie in Österreich und den Niederlanden, wo die Einkommen ähnlich weit auseinander lagen, eine Tendenz zur Annäherung fest.

Frauendomonierte Bereiche unterbewertet

Extrem klaffen die Gehälter von männlichen und weiblichen Beschäftigten laut EU-Bericht im Privatsektor auseinander, aber auch öffentliche Arbeitgeber bezahlen Männer und Frauen nach wie vor unterschiedlich gut. Als Grund für das Gefälle nennt die Kommission neben Unterschieden bei Laufbahn und Lohnstrukturen auch den Umstand, dass frauendominierte Berufe häufig unterbewertet seien. Das gelte für Erziehungs-, Gesundheits- und Sozialberufe wie im Einzelhandel.

Ungereimtheiten

Obwohl junge Frauen in fast allen EU-Staaten bessere Bildungsabschlüsse erreichen, besetzen Männer rund drei Mal so viele ProfessorInnenstellen. Deutschland hinkt auch hier hinter dem EU-Durchschnitt her. Das Gleiche gilt bei Führungskräften, wo der Frauenanteil EU-weit seit Jahren bei 30 Prozent stagniert. Frankreich hält in dieser Wertung laut Gleichstellungsbericht mit einem Frauenanteil von gut 35 Prozent die Spitzenposition.

Die Kommission hob auch "einige deutliche Verbesserungen" hervor. So sei die Beschäftigungsquote der Frauen von 50 Prozent Anfang der 90er-Jahre auf derzeit 55,6 Prozent gestiegen. (APA/dpa)