Coverfoto: Triple Records/Wohnzimmer
Die erste Fährte, auf die Jellybeat locken, ist zunächst mal eine falsche - denn sie führt in locker swingenden Sixties-Pop: "I would lose / all my blues / if you promised that your love was true now ..." ("Plaything", die Eröffnungsnummer). Zunächst mal wie gesagt, denn auch für zwei spätere Songs ("Part four" und das quietschorgelige "Met you downstairs") linsen die Sechziger ums Eck.

Song 2 ("Plastic Eyeballs") macht aber klar, worauf "You better believe us" wirklich abzielt: auf Rave. Soll heißen: Frühneunziger. Manchester. Happy Mondays, Soup Dragons & Co. Während die Mehrheit sich also noch im Frühachtziger-Revival dreht, zeichnet sich hier schon die nächste Welle ab. Erstes Kräftesammeln dafür wird ja auch anderswo schon registriert - etwa bei den britischen Jungstars "The Music". Bereiten wir uns auf kommende H&M-Kollektionen von Kapuzen-Shirts, Kopftüchern und Smiley-Buttons vor ...

[Exkurs: Wäre sooo schlecht nicht, wenn das direkt nach dem aktuellen Aufarbeiten der New Romantic- und Synthiepop-Ära folgen könnte ... dann würden wir die wie ein Geschmacksgraben dazwischen liegende Phase des Dauerwellen-Barocks überspringen, nebst Simply Red als passendem Soundtrack ... und das möchte doch wirklich niemand wiederholt erleben.]

Rave also: Rockige Gitarrenriffs kombiniert mit Dancefloor-Rhythmen, Pop-Gesang und Vocal Samples - und ein (Vor-)Tänzer als den Musikern gleichwertiger Fixbestandteil einer Pop-Band. Im Fall von Jellybeat heißt er Bunf.

Tanzbarkeit als Prämisse jedes Songs - wie sie zustande kommt, dafür ist der Freiraum recht groß: Rave war von Anfang an ein Stil der Synthese. Drum scheute man sich damals auch nicht, die um eine Generation älteren New Order unter den Über-Hut zu stecken, genauso wie die killerorgelnden Neo-Mods Inspiral Carpets. Und beide finden sich bei Jellybeat soundverwandt wieder:

Die Carpets natürlich, die nebenbei bemerkt besser als ihr Ruf waren, in den eingangs erwähnten Sixties-Stücken. Mit der wohligen Verbesserung allerdings, dass Jellybeat-Sängerin Anna Jung am anderen Ende der Pathos-Skala und bei nüchterner Intonation bleibt. Wohlig für jeden, der mit New Wave sozialisiert wurde.

... ach ja, New Wave ... und New Order. Gesellt sich dem Gitarren-Drive ein Synthesizer hinzu wie in "Distance Addict" oder "Sleepwalking", fühlt man sich an die britischen Großmeister ebenso erinnert wie an die Wiener Data Hero. Was nicht verwundert, schließlich ist Gottfried Schinagl (gemeinsam mit DJ Y Gründungskern der Band ... und damit wäre das gesamte Lineup auch schon angeführt) sowohl Mitglied von Jellybeat als auch von Data Hero.

So fügt sich auf "You better believe us" letztlich eines zum anderen, und der ursprüngliche Eindruck eines Stilgemischs weicht dem einer Einheit. Einer durchgehend schnellen, groovenden und in jeder Zeile P!O!P! rufenden Einheit. Den einzigen auf CD unterschlagenen Faktor - Tanz mit Bunf - gibt es freilich nur live: Termine dafür siehe linke Spalte, wir wünschen viel Spaß. (Josefson)