London - Einen Tag nach seinem Rücktritt hat der
ehemalige BBC-Generaldirekor Greg Dyke scharfe Kritik an der
Hutton-Kommission geübt. Es sei "bemerkenswert", wie sehr zugunsten
der britischen Regierung und zulasten der BBC entschieden worden sei,
sagte Dyke am Freitagmorgen in der BBC-Radiosendung "Today". Dem
privaten Fernsehsender GMTV sagte er, die Führung des Senders sei
entsetzt über den Bericht des Ermittlungsrichters Brian Hutton
gewesen. "Wir waren schockiert, wie schwarz-weiß er war."
BBC glaubwürdiger als Regierung
Trotz des Hutton-Berichts hält die britische Bevölkerung mehreren
Umfragen zufolge die BBC für glaubwürdiger als die Regierung von
Premierminister Tony Blair. Der "Daily Telegraph" veröffentlichte am
Freitag eine Befragung, in der 67 Prozent angaben, sie glaubten, dass
die BBC die Wahrheit sage. Nur 31 Prozent sagten das Gleiche von der
Regierung. Auf die Frage, ob sie glaubten, dass der Hutton-Bericht
Blair "weiß gewaschen" habe, antworteten 51 Prozent mit Ja.
Eine Erhebung des "Guardian" fiel ähnlich aus: Demnach hält nur
jeder Zehnte die Blair-Regierung für glaubwürdig, 31 Prozent
vertrauten dagegen der BBC. Fast jeder Zweite (49 Prozent) sagte
allerdings, weder die Regierung noch die BBC seien vertrauenswürdig.
Einer Umfrage der "Times" zufolge nahmen beide Seiten gleichermaßen
Schaden durch die Kelly-Affäre: 36 Prozent sagten, sie seien Blair
jetzt weniger wohlgesinnt, 34 Prozent gaben das Gleiche für die BBC
an. (APA)