The Base: "Sunday Morning Rituals" (www.thebase.mur.at)

Härteren Rock, geprägt offenbar vom US-Post-Hardcore mit Melodieverständnis, bietet das Grazer Trio The Base auf Sunday Morning Rituals. Statt Rock "neu" erfinden zu wollen, pickt man sich einem genehme Versatzstücke aus dem reichhaltigen Fundus heraus, ohne dabei sofort gnadenlos an mögliche Vorbilder zu erinnern. The Jesus Lizard oder Mule dürfte man trotzdem schon einmal gehört haben. Wie diese stapelt man am Bass gerne tief, während vorne am Mikrofon Norbert Wallys originäres Idiom gar nicht steirisch nach "Ägschn-Arnie" klingt. Manchen der meist im sprungbereiten Midtempo angelegten Songs würde man wie dem Stück Hair Down die eine oder andere exzentrische Idee wünschen. Dort veredelt man ein gutes Stück schlechter Laune mit Keyboards und Opernsamples. Aber auch ohne Exzentrik kracht Sunday Morning Rituals als sehr lässiges Album satt aus den Boxen.

Coverfoto: www.thebase.mur.at

550 Rondy: "My Critical Hertz" (temp~records/Ixthuluh)

Der Techno-Pop des Trios 550 Rondy erinnert in seiner Eröffnungsnummer etwas an die manischen Beats des niederösterreicherischen Techno-Sir Alois Huber. Im Vergleich zu dessen Besessenheit stellt sich bei der von Wien aus operierenden Band jedoch allzu schnell eine ideenfreie Monotonie ein. Der nicht gerade stimmgewaltige, aus der New Wave der 80er-Jahre stammende Sprechgesang begleitet das Album emotional zum Gefrierschrank. Dort erstarrt My Critical Hertz - wie fast alles aus dem zuletzt gar so angesagten Electro-Clash - dann endgültig zur Pose.

Coverfoto: temp~records

Princess Him: "More Equal Than Others" (Klein Records/Soul Seduction)

Auf ähnlichem Terrain wie 550 Rondy, nur wesentlich effizienter, bewegt sich Princess Him. Das Duo, dem die in Wien lebende Tschechin Barca ihre Stimme leiht, hat bereits mit einer Interpretation von Michael Jacksons "Autobiografie" Bad reüssiert. Irgendwie. Auf ihrem möglicherweise dem derzeitigen Finanzminister zugedachten Debütalbum More Equal Than Others präsentiert man forschen Elektro-Pop im Schein der Discokugel. Trashiger Glam mit einem Nahverhältnis zu den Errungenschaften von House kokettiert mit Synthie-Pop aus den 80-ern. Pete Shelley (Telephone Operator!) kommt einem in den Sinn, während das Ganze mit Höllentempo Richtung Club steuert.
Erhältlich ab 16. 2.

Garish: "Absender auf Achse" (Ixthuluh)

Gerne als die "heimischen Radiohead" bezeichnet, reifen die fünf Burgenländer von Garish in ihrem angestammten Bereich zusehends. Dieser bleibt auch auf ihrem neuesten Longplayer nachdenklich gestimmter und seine Sensibilität offen ausstellender Rock. Wobei rocken hier nicht meint: "Schau her, schöne Maid, wie lang meine Gitarre ist!" Nein, es überwiegt die überlegte, leicht verhaltene Spielart, zu der Sänger Thomas Jarmer adäquat den zart Besaiteten mimt. Würde dieser gerade live nicht sooo schrecklich beeindruckt von der eigenen deutschsprachigen Prosa wirken, das Erscheinungsbild von Garish würde weniger an Kunstleider und Sensibilitätsposeure erinnern.
Erhältlich ab 9. 2.

Coverfoto: Tapete/Ixthuluh

Zeebee: "Chemistry" (Ixthuluh)

Schlafzimmer-Beats und ein Gesang, der auf "Marilyn Monroe goes Lolita" macht, präsentiert die aus dem FM 4-Soundpark heraus entdeckte Vorarlbergerin Zeebee auf ihrem Album Chemistry. Wem diese Beschreibung bekannt vorkommt, hat leider Recht. Mit ähnlicher Ästhetik haben vor auch schon wieder fast zehn Jahren Portishead die Welt erobert. Dutzende Plagiatoren folgten. Doch während diese damals wenigstens auf einen fahrenden Zug aufsprangen, landet Zeebee damit heute lediglich auf dem Abstellgleis. Für Nostalgiker.

Coverfoto: Angelika Köhlermann/Ixthuluh

Julia: "Songs About Decay" (BMG)

Härtlinge aus Wien, die sich im melodischen Rock, den man stellenweise mit Böse-Buben-Gebrüll ungemütlich erscheinen lässt, gut eingerichtet haben. Hymnisch, ein bisschen pathetisch und mit einem Auge auf den Mainstream schielend, bieten Julia auf Songs Of Decay zwar keine großen Überraschungen. In ihrem eher konservativen Genre ist derlei aber ohnehin nicht so angesagt. Hier zählt vor allem druckvolle Souveränität, und die kann man den vier von Julia wahrlich nicht absprechen.

Coverfoto: Monkey Music/BMG

Villalog: "Villalog" (villalog.com/Substance bzw. 01/523 67 57)

Aus der Schnittmenge von elektronischen Rhythmen und der Sexiness der Stromgitarre versucht das Wahlwiener-Duo Villalog Spannung zu generieren. Das gelingt ihm immerhin in dem Track Detroit, der auf FM 4 im Vorjahr einen Achtungserfolg landen konnte. Vor allem deshalb, weil die darin zum Einsatz kommende lässig-verrauchte Stimme Aufmerksamkeit verursachte. Etwas, das dem Rest des Albums versagt bleibt. Es folgen längliche Etüden mit Gitarren und Elektronik, die ziellos wirken, denen dramatische Wendungen abgehen und die dementsprechend ohne Höhepunkte wieder versanden. Schade drum.
(flu/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30. 1. 2004)

Coverfoto: Villalog