Pjöngjang - Die Ernährungssituation in Nordkorea hat
sich wegen rückläufiger Spenden drastisch verschlechtert. Das sagte
der UN-Koordinator für Nordkorea, Masud Hyder, in einem am Donnerstag
veröffentlichten ARD-Interview in Pjöngjang. Schon in wenigen Wochen
seien die Vorräte des Welternährungsprogramms (WFP) aufgebraucht.
2,2 Millionen schon im Jänner nicht mehr versorgt
"Die Versorgungslage hat eine dramatische Wende zum Schlechten
genommen", sagte Hyder. "Dem Welternährungsprogramm, der wichtigsten
Nahrungshilfeorganisation für Nordkorea, ist schlichtweg die Nahrung
ausgegangen. In unseren Büchern stehen vier Millionen Bedürftige. 2,7
Millionen davon konnten wir bereits im Jänner nicht mehr versorgen.
Ende Februar, spätestens Anfang März, werden es vier Millionen sein,
die nicht mehr ernährt werden. Das ist sehr alarmierend und hat es
noch nie gegeben."
171 Millionen Dollar benötigt
Das WFP hatte im November 2003 um Spenden in Höhe von 171
Millionen Dollar (136,1 Mill. Euro) für Nordkorea gebeten, um 485.000
Tonnen Getreide für dieses Jahr zu kaufen. Davon wurde bisher nur ein
kleiner Teil zugesagt. Als Empfänger der UN-Hilfe waren Kinder,
Schwangere, stillende Mütter sowie Kranke und Alte vorgesehen. Hyder
warnte davor, die Nordkorea-Hilfe ausgerechnet jetzt stark
zurückzufahren: "Wir sehen in Nordkorea zur Zeit eine Bewegung hin zu
einer freien Marktwirtschaft. Erstmals akzeptiert man hier die Idee,
dass Wandel notwendig ist. In diesem Prozess kann Nahrungsmittelhilfe
eine große Rolle spielen." (APA)