Bei Pauschalreisen denkt man meist an Charterflüge in ferne Badeorte und nicht an alpine Familienhotels. Dank Hans Dieter Toth sind All-inclusive-Angebote mit seinen Preisvorteilen inzwischen auch im Österreich-Tourismus ein Massengeschäft geworden.

Der Wahltiroler gründete 1980 in Kitzbühel die Eurotours, die ausländische Urlauber nach Österreich karrt und ihnen neben den Hotelbetten auch Zusatzleistungen wie Transfers, Skiliftkarten oder Golfplatzgebühren zu günstigen Preisen anbietet.

In den folgenden Jahren wuchs Eurotours zur größten "Incoming"-Agentur Österreichs und organisiert inzwischen jährlich den Urlaub für 450.000 Gäste.

Auch immer mehr Österreicher buchen über Billa, Eduscho oder Hofer einen von Eurotours verpackten Inlandsurlaub mit Vorteilskarten, Familienpauschalen und anderen Zuckerln.

Im Tourismus ist Toth per Zufall gelandet. Kurz nach seiner Geburt im April 1945 flüchtete seine Familie aus dem tschechischen Marienbad ins Weinviertel.

Toth wuchs in Hollabrunn auf und finanzierte danach sein Studium der technischen Mathematik an der TU Wien mit Jobs als Portier im Studentenheim, Zeitungskolporteur, Reiseleiter und Wärter am Campingplatz in Wien-Auhof.

Seine Liebe zu einer Vorarlbergerin brachte ihn 1977 nach Kitzbühel, wo die beiden Jungverheirateten zunächst einen Skiverleih eröffneten und dann mit der Eurotours ausländischen Reiseveranstaltern andere Dienstleistungen anboten.

Den unternehmerischen Durchbruch verdankte Toth seinen technisch-mathematischen Kenntnissen: Lange vor dem Internet fand er einen Weg, wie ausländische Reiseveranstalter über vernetzte Einwahlknoten über die freien Betten in Tiroler Fremdenverkehrsorten informiert werden können.

Mit seinen unkonventionellen Geschäftsideen erregte er immer wieder den Ärger eingesessener Hoteliers, doch der Erfolg gab ihm Recht.

1998 verkaufte Toth sein inzwischen auf 100 Mitarbeiter angewachsenes Unternehmen an das Österreichische Verkehrsbüro und erhielt im Gegenzug zehn Prozent der Verkehrsbüro-Aktien.

Er blieb Eurotours-Geschäftsführer, gestaltete aber gemeinsam mit seinem Freund und neuem Chef Rudolf Tucek die Strategie der größten österreichischen Tourismusgruppe mit.

Als sich Tucek mit den Verkehrsbüro-Eigentümern wegen seiner privaten Hotelgründungspläne überwarf, wurde Toth sein Überraschungsnachfolger. Er sei weniger formell und ein besserer Teamspieler als der gelegentlich brüske Tucek, erzählen Mitarbeiter.

Der dreifache Vater, der auf Dienstvertrag, Dienstwagen und die Anrede "Herr Generaldirektor" verzichtet, wird zwischen Wien und seiner Familie in Kitzbühel pendeln, wo er auch sein Riesenbaby Eurotours weiter pflegt. (DER STANDARD Printausgabe, 29.01.2004, Eric Frey)