Unter den auszutauschenden Gefangenen sind auch die prominenten Hisbollahführer Mustafa Dirani und Scheich Abdel Karim Obeid, die 1994 beziehungsweise 1989 von Israel entführt wurden. Dirani erschien am Dienstag vor einem israelischen Gericht, weil er die Regierung wegen der Misshandlung von Häftlingen angeklagt hatte. Er verlangt sechs Millionen Schekel (1,070 Mill. Euro) Schmerzensgeld, weil er bei Verhören von Geheimdienstmitarbeitern vergewaltigt und gequält worden sei.
Dirani gilt als Schlüsselfigur für die Aufklärung des Schicksals von Ron Arad, Israels berühmtestem Vermissten. Der Hisbollahführer soll den israelischen Luftwaffenpiloten nach dessen Abschuss 1986 zwei Jahre in seiner Gewalt gehabt und anschließend nach israelischer Darstellung an den Iran verkauft haben. "Das ist eine Lüge", sagte er am Dienstag. "Ich habe ihn nicht in den Iran geschickt." Im Zusammenhang mit dem Gefangenenaustausch erklärte sich die Hisbollah am Wochenende bereit, bei der Suche nach dem seit 17 Jahren vermissten Arad zu helfen.
Auf der Liste steht auch der Deutsche Steven Smyrek, der für die Hisbollah spioniert haben soll. Smyrek sollte nach offiziellen Angaben am Dienstagnachmittag zusammen mit den arabischen Häftlingen zunächst in ein Gefängnis in Zentralisrael verlegt und am Donnerstag an einen noch unbekannten Ort in Deutschland ausgeflogen werden - der Gefangenenaustausch war unter deutscher Vermittlung zu Stande gekommen. Die Palästinenser sollen direkt ins Westjordanland beziehungsweise in den Gazastreifen abgeschoben werden.
Unterdessen traf der ägyptische Außenminister Ahmed Maher in Ramallah mit dem palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat zusammen, um auf ein Ende der Angriffe gegen Israelis zu dringen. Es war nach wochenlangem diplomatischen Stillstand der erste Schritt zur Wiederbelebung des Friedensprozesses. Der palästinensische Kabinettsminister Saeb Erekat sprach im Anschluss von einem "bedeutenden Besuch". Der palästinensische Ministerpräsident Ahmed Korei scheiterte bisher mit den Bemühungen um eine Waffenruhe, einer Vorbedingung für die Umsetzung des internationalen Friedensplanes (Road Map).