Teheran - Im Streit um die anstehende Parlamentswahl im Iran hat der konservative Wächterrat den Ausschluss tausender reformorientierter Kandidaten etwas abgemildert. Bisher sei etwa ein Fünftel der ausgeschlossenen Kandidaten doch zur Wahl zugelassen worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur IRNA am Dienstag unter Berufung auf Gremiumskreise.

700 Kandidaten

Es handle sich dabei um 700 Kandidaten, die überwiegend aus dem Großraum der Hauptstadt Teheran kämen. Der Wächterrat hatte 3605 von insgesamt 8157 Kandidaten von der Parlamentswahl ausgeschlossen und dies zumeist damit begründet, dass sie gegen den Islam oder die Verfassung verstoßen hätten. Die Entscheidung hatte eine Regierungskrise ausgelöst.

Der bei der iranischen Bevölkerung beliebte Groß-Ayatollah Ali Hussein Montaseri unterstützte den Protest der Reformpolitiker gegen den Beschluss des Wächterrates. "Die Initiative der Abgeordneten, das Recht der iranischen Bevölkerung mit einem Sitzstreik zu verteidigen, verdient unsere Achtung, denn jeder Mensch, der ein Gewissen hat, muss die Rechte der Unterdrückten verteidigen", erklärte Montaseri. Der Wächterrat beweise Mut, indem er die Listen der ausgeschlossenen Kandidaten noch einmal überprüfe und "auf den rechten Weg" zurückkomme, betonte der Groß-Ayatollah, der bei der Regierung in Ungnade gefallen war und bis vor einem Jahr unter Hausarrest stand. (APA)