"Es ist nicht an uns zu entscheiden, was mit dem Ort der Gefangennahme geschehen soll", sagt die US-Offizierin Josslyn Aberle von der 4. Infanteriedivision. "Aber wir würden gern die Empfehlung aussprechen, diesen Ort zu beseitigen." Das Erdloch habe das Potenzial, zu einer Touristenattraktion zu werden. Dies sei aber angesichts der andauernden US-Militäreinsätze in der Region viel zu gefährlich. El Daur liegt im "sunnitischen Dreieck", jenem Schwerpunkt des gewaltsamen Widerstandes gegen die Besatzungstruppen, wo fast täglich US-Soldaten und Zivilisten bei Anschlägen getötet werden.
Für viele Iraker - "Ort der Schande"
Für viele Bewohner El Daurs machte die Festnahme des einstigen Herrschers von Bagdad unmittelbar vor ihrer Haustür ihr Dorf zu einem "Ort der Schande", der den Verrat am irakischen Volk symbolisiere; dennoch wollen nur wenige, dass das Erdloch verschwindet. "Warum wollen sie denn diesen Ort zerstören? Haben sie Angst, dass Saddam Hussein zurückkommt und sich dort noch einmal versteckt?" fragt der pensionierte Lehrer Abdul Jaber Omar el Douri. Der junge Saddam Hussein war 1959 schon einmal auf dem Bauernhof in El Daur untergetaucht, nachdem ein Mordanschlag auf den damaligen irakischen Staatschef General Abdulkarim Kassem fehlgeschlagen war. "Ob sie nun das Loch beseitigen oder nicht - dieser Ort sollte erhalten bleiben, um zu bezeugen, was dort geschehen ist", sagt Douri.
Seit dem 13. Dezember ist das kümmerliche Versteck, in das sich der Ex-Diktator mit ein paar Habseligkeiten und einem Geldkoffer geflüchtet hatte, abgeriegelt und streng bewacht. Nur einige US-Armeeangehörige, prominente Vertreter der Besatzungsmächte und Journalisten konnten den Ort bisher besichtigen.
Ort als Zeuge von Geschichte