Infografik: Was Männern heilig ist ... und was Frauen

Linz - Nur elf Prozent der Österreicher, jeder Neunte, erwarten sich persönliche Vorteile von der Steuerreform, die die Koalition vor zwei Wochen beschlossen hat. In einer market-Umfrage für den STANDARD sagen 83 Prozent explizit, sie erwarteten nicht, "dass eine Steuerreform, wenn sie überhaupt kommt, ihnen und ihrer Familie spürbare Vorteile bringen wird".

Die Frage nach den Erwartungen an die Steuerrefom hat market schon unter der letzten Regierung gestellt - im Sommer 2002, vor Auseinanderbrechen der letzten Koalition, hatten immerhin noch 26 Prozent erwartet, dass ihnen die Reform etwas bringen würde.

Österreicher nicht überzeugt

"Der jetzige Grundsatzbeschluss und seine Diskussion in den letzten beiden Wochen haben die Österreicher offenbar nicht richtig überzeugen können", fasst David Pfarrhofer von market das Ergebnis zusammen: "Allenfalls unter Selbstständigen und bei einigen höher Gebildeten gibt es eine gewisse Erwartung eines persönlichen Vorteils."

Auch die beteiligten Parteien haben von den Beschlüssen bisher nicht profitieren können. Die wöchentliche market-Hochrechung zeigt, dass die SPÖ mit 41 Prozent weiterhin als stärkste Partei anzusehen ist, während die ÖVP knapp unter der 40-Prozent-Marke liegt. Diese Woche sind es 39 Prozent, letzte waren es 40. Die FPÖ stagniert bei sieben Prozent, die Grünen haben derzeit zwölf Prozent.

Familie geht den Österreichern über alles Religiöse

Materielle Werte sind - nach einer anderen market-Umfrage - aber nicht alles: So zeigt sich, dass Familien- und Freundschaftswerte in letzter Zeit stark angestiegen sind - religiöse Werte verlieren.

Das Heiligste im Leben der Österreicher sind Familie und Kinder - das gilt für beide Geschlechter nahezu gleichermaßen mit 76 Prozent. Die Werte von persönlicher Geborgenheit sind in einer Ende letzten Jahres durchgeführten Face-to-Face-Umfrage des Linzer market-Instituts insgesamt deutlich gestiegen und haben nun teilweise höhere Bedeutung als Freiheitswerte.

Die Studie ist Teil der market-Sozialforschung, in deren Rahmen unter anderem auch Langzeitstudien über Erwartungen an die Steuerreform angestellt werden. Diese sind derzeit auf einem Tiefpunkt.

Immaterielle Werte

Wichtiger sind zurzeit offenbar ohnehin immaterielle Werte. 1995 galt den Österreichern noch als wichtigster Punkt im Leben, "dass ich meine persönliche Freiheit habe, selber entscheiden kann" - dies ist nach wie vor 68 Prozent der Männer und Frauen in Österreich sehr wichtig. Die Bedeutung der Familie ist dagegen sprunghaft von 61 auf 76 Prozent gestiegen, der eigene Freundeskreis ist in der Wichtigkeit sogar von 41 auf 60 Prozent gestiegen. Auch hier sind Männer und Frauen ziemlich einer Meinung.

Die Umfrage zeigt aber auch, dass es eine Reihe von Themen gibt, die von Männern und Frauen ganz unterschiedlich gesehen werden. Auffallend ist, dass Frauen sowohl auf die eigene Meinung, als auch auf den Anspruch, diese frei äußern zu können, nichts kommen lassen - "hier sieht man, dass viele Frauen bereits selbstbewusster auftreten als die Männer, die diese Themen vergleichsweise weniger ansprechen," sagt market-Chef Werner Beutelmeyer.

Haus und Familie

Frauen pochen stärker als Männer auf Anerkennung, auf Menschenrechte und Umweltschutz. Daneben bleiben die klassischen weiblichen Themen Haus und Familie ebenfalls stark besetzt.

Beutelmeyer: "Männern ist generell weniger ,heilig' als den Frauen - am ehesten ist Männern das Materielle wichtig, also der berufliche Erfolg und auch das eigene Auto. In diesen beiden Bereichen haben wir ein signifikant stärkeres Bekenntnis bei den Männern gefunden - auch der Urlaub ist vor allem den Männern heilig."

Frauen haben demgegenüber immer noch ein starkes Verständnis dafür, dass es eben heilige Dinge sind, die einem heilig sind: 37 Prozent der Frauen halten Gott heilig.

Generell haben die religiösen Werte deutlich an Bedeutung verloren - ebenso aber auch die nationalen Werte: Nur 38 Prozent ist noch heilig, dass sie Österreicher sind (1995 waren es 44 Prozent); und die deutschnationalen Symbole halten überhaupt nur zwei Prozent hoch, 1995 waren es noch sechs Prozent. (Conrad Seidl/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24./25.1.2004)