Bild nicht mehr verfügbar.

Franz Gsell und Ehefrau Tatjana

Foto: Reuters/Langer
Nürnberg - Rund ein Jahr nach dem tödlichen Überfall auf den Nürnberger Schönheitschirurgen Franz Gsell betrachtet die Justiz den Fall als aufgeklärt.

Als zweiten Täter neben einem bereits festgenommenen 33-Jährigen ermittelte die Polizei einen 41 Jahre alten Mann. Er soll Gsell die später tödlichen Verletzungen zugefügt haben. Der Mann sei vielfach vorbestraft und sitze derzeit im Gefängnis in Halle ein, berichtete die Justiz am Donnerstag.

Erbin Witwe Tatjana war ein halbes Jahr in U-Haft

Der Fall hatte monatelang für Schlagzeilen gesorgt, weil zunächst Gsells Witwe Tatjana der Anstiftung zu der Tat verdächtigt worden war und ein halbes Jahr in U-Haft saß. Der 76-jährige Franz Gsell war im Jänner 2003 in seiner Villa brutal überfallen worden. Er erlag einige Wochen später seinen schweren Verletzungen. Die damals 31-jährige Tatjana Gsell, die als Glamour-Lady in der Nürnberger Szene eine schillernde Rolle spielte, wurde im April festgenommen. Sie kam erst im Oktober wieder frei.

Versicherungsbetrug

Nach Erkenntnissen der Justiz plante die in Geldnöten steckende Tatjana Gsell einen Versicherungsbetrug. Sie hatte mit dem Chef einer Autoschieberbande vereinbart, dass der 33-Jährige ihren Wagen gegen Zahlung von 30.000 Euro entwenden sollte. Den Betrag sollten der eingeweihte Schönheitschirurg und ein Jugendfreund von Tatjana Gsell, der als Staatsanwalt in Hof arbeitete, entgegen nehmen.

Der jetzt festgenommene 41-Jährige wurde den Ermittlungen zufolge kurzfristig für die Tat angeheuert und fungierte zunächst als Fahrer. Seine Aufgabe sollte es sein, den 33-Jährigen nach Nürnberg zu fahren und die Fahrzeugübergabe mit abzuwickeln. Dafür sollte er 500 Euro erhalten. Der 33-Jährige hatte jedoch von Anfang an nicht vor, die 30.000 Euro zu bezahlen.

Bei der Übergabe der Fahrzeugschlüssel in Gsells Villa kam es deshalb zum Streit. Der 41-Jährige mischte sich ein und versetzte Gsell mehrere Schläge ins Gesicht. Anschließend stieß er ihn gegen den Handlauf des Treppengeländers. Gsell stürzte und erlitt Rippenbrüche und eine Lungenquetschung. Die Täter flüchteten ohne den Wagen. Der Polizei täuschte der Schönheitschirurg einen Raubüberfall vor.

Das Verfahren gegen Tatjana Gsell, den Staatsanwalt, die beiden mutmaßlichen Täter sowie den Chef der Autoschieberbande werde in Kürze abgeschlossen, berichtete die Justiz. Der Witwe und dem Jugendfreund wird versuchter Versicherungsbetrug und Vortäuschen einer Straftat vorgeworfen. (APA)