Jure Miklavc: Spricht man über jüngeres slowenisches Design, dann fällt sein Name, in den meisten Fällen sogar an erster Stelle. "Einer unserer vielversprechendsten Designer", sagt die Dame im slowenischen Informations- und Dokumentationszentrum für Design in Ljubljana. "Ein Talent", assistiert Jani Bavcer von der Dachorganisation der slowenischen Designer. Komplimente, die der Vielgelobte selbst eher schmunzelnd zur Kenntnis nimmt: "Hier in Slowenien ist die Designszene ziemlich überschaubar. Da lobt man sich eben gern."

Eine große Familie, das ist jene Beschreibung, die bei Gesprächen über die slowenische Designszene am öftesten fällt. Wie könnte es auch anders sein: Mit nur knapp zwei Millionen Einwohnern und nur wenigen größeren Betrieben ist der slowenische Markt für Gestalter äußerst beschränkt. "Als jüngerer Designer ist es fast unabdingbar, dass man mit Firmen arbeitet, die auch international eine Rolle spielen", sagt Miklavc.

Er selbst macht das bereits seit einigen Jahren. Für das slowenische Unternehmen Alpina designt Miklavc Ski- und Langlaufschuhe, wofür er bei der letzten Biennale des slowenischen Industriedesigns (BIO) eine Goldmedaille erhielt. Daneben betreibt Miklavc sein eigenes Designbüro, dadurch, sagt er, könne er unabhängiger und flexibler sein.

Seit dem Kollaps des alten Systems und dem Niedergang vieler großer Betriebe, die ihre eigenen Designdepartments betrieben, ist das für die meisten slowenischen Designer der einzige gangbare Weg. Außer dem Haushaltsgerätehersteller Gorenje oder dem Skierzeuger Elan kann sich kaum ein Unternehmen einen eigenen Design-Thinktank leisten. Die Nachfrage nach Design wird nach einer schwierigen Phase in den Neunzigern andererseits aber immer größer. "Die Märkte haben sich in den vergangenen Jahren ungemein ausgeweitet, mit dem Beitritt Sloweniens zur europäischen Union wird diese Entwicklung natürlich noch einmal verstärkt; unsere Produkterzeuger müssen auch beim Design wettbewerbsfähig sein", erklärt Maja Krzisnik vom Design-Informations- und Dokumentationszentrum.

Auf Großprojekte spezialisiert

Asobi, das neben Gigodesign größte eigenständige Designbüro Sloweniens, regierte darauf mit der Eröffnung einer Dependance in Mailand. "Wir sind auf Großprojekte spezialisiert", sagt Miha Tursic, Creative Director bei Asobi und einer der zehn Mitarbeiter des Büros. "In Slowenien sind unsere Möglichkeiten beschränkt." Man designte zwar immerhin die gesamte diesjährige und die Hälfte der vorjährigen Kollektion der Elan-Snowboards, betreut auch die visuelle und interaktive Kommunikation von Unternehmen, doch für die Lukrierung neuer Projekte nimmt man verstärkt das Ausland ins Blickfeld: "Je internationaler wir werden, desto besser!"

Noch ist die internationale Vernetzung aber vor allem auf institutioneller Seite ein Problem. Viel gelobte Ausnahme ist die seit 1964 bestehende Biennale, bei der es im vergangenen Jahr ganze 350 Einreichungen gab. Die Hälfte der Preisträger kam dabei aus Slowenien. "Das zeigt", so die stolze Jurybegründung, "das Talent und die Qualität der in Slowenien arbeitenden Designer und der Studenten, die hier ihre Ausbildung erfahren." Mit Letzteren sind vor allem die Studenten des von Vladimir Pezdirc geleiteten Design-Departments an der Universität von Ljubljana gemeint, Ausbildungsstätte unter anderem von Jure Miklavc, Maja Gaspan, Bojana Fajmut, Bojan Klancar oder einem der bekanntesten Gigodesign-Mitarbeiter, Miha Klinar.

Gigodesign mit seinen 20 Mitarbeitern ist das größte Designbüro Sloweniens. Hier arbeitet man im Bereich Industriedesign genauso wie im Produkt- und Grafikdesign. "Wir bieten unseren Kunden Allroundpakete an", erklärt Lukas Stepan, selbst Industriedesigner und erst seit etwa einem halben Jahr beim Unternehmen: "Eine umfassende Betreuung, das erhöht die Chancen am Markt." Er sieht die zukünftige Entwicklung der Designszene Sloweniens in einem äußerst positiven Licht.

Die Rahmenbedingungen haben sich verändert

Auf verdüsterte Mienen trifft man dagegen, spricht man die Rolle der Dachorganisation der slowenischen Designer, DOS, an: "Im Laufe der Jahre hat diese Organisation einfach vergessen, wie man arbeitet", urteilt Jure Miklavc vernichtend. Vor 30, 40 Jahren hätte man noch auf die Charakteristika des slowenischen Umfelds reagiert, mittlerweile, so Miklavc, hätten sich die Rahmenbedingungen aber vollständig geändert - eine Meinung, der auch Maja Krzisnik zustimmt. Der Präsident von DOS, Jani Bavcer, dagegen beschwichtigt.

Er weist auf die Errungenschaften des slowenischen Designs hin, auf Leute wie Marko Turk, der in den 50er-Jahren im Akustikbereich Außerordentliches leistete, oder auf Davorin Savniks' Telefon in den 60ern. Große Hoffnungen setzt er auf ein Designzentrum in Ljubljana, für das man von der EU Geld bekommen möchte: "Wir müssen der Industrie von uns aus zeigen, was gutes Design ist, und dürfen nicht darauf warten, bis sie selbst darauf kommt."

Genau das hat Bojan Klancar geschafft: Mit einer 2-D-Lampe, die von der Form her einem Fenster ähnelt, ging er vor nunmehr drei Jahren aus einem europäischen Wettbewerb hervor; mit seinen Veloci- und SpinoWraptor-Verpackungsmaschinen (für Epipack) gewann er Gold auf der vergangenen, der 18. Biennale. Seit etwa drei Jahren, sagt Klancar, arbeite er als selbstständiger Industriedesigner, davor war er bei einem kleinen Büro in Ljubljana beschäftigt. "Kein einfacher Weg", aber einer, der sich gelohnt hat: 2003 wurde Bojan Klancar zum slowenischen Designer des Jahres gekürt. Fotos: Miklavc, Klancar, Alpina, Gigodesign (DER STANDARD/rondo/Stephan Hilpold/23/01/04)