Genf - Der Genfer Anwalt von Barzan el Tikriti, dem Halbbruder von Saddam Hussein, hat während seines Irak-Aufenthaltes keinen Kontakt zu seinem Mandanten gehabt. Er habe auch keine Akten einsehen können, erklärte Marc Henzelin nach seiner Rückkehr nach Genf.

Die Vertreter der US-Besatzungsbehörde würden ihren hochrangigen irakischen Häftlingen keine Möglichkeit geben, einen Advokaten zu kontaktieren, sagte er am Mittwoch gegenüber der Schweizer Nachrichtenagentur sda. Mit US-Vertretern habe er zwar sprechen können, ein Treffen mit el Tikriti sei ihm aber nicht erlaubt worden.

Kein Zugang zu Dossiers

Ebenso habe er keinen Zugang zu den Dossiers gehabt. Der ehemalige Kommandant der republikanischen Garden, der auf der 52- köpfigen US-Liste der am meisten gesuchten Regimevertreter figurierte, war im April des vergangenen Jahres im Irak verhaftet worden.

Zwischen 1988 und 1999 war er irakischer UNO-Botschafter in Genf. Der Genfer Anwalt Henzelin war von den Söhnen el Tikritis mit der Verteidigung ihres Vaters beauftragt worden. Die hohen Vertreter des abgesetzten Baath-Regimes dürften aber noch Monate auf einen Prozess warten. Nach Angaben von Henzelin mangelt es den US-Vertretern noch an Mitteln und Kenntnissen des juristischen Systems im Irak, den irakischen Gerichten fehle es noch an Unabhängigkeit.

Ein weiterer Faktor, der die Verfahren gegen die ehemaligen Vertreter des Saddam-Hussein-Regimes verzögert, liegt nach Ansicht des Genfer Anwalts aber auch in den USA selber. Die US-Beamten im Irak seien von in Washington getroffenen Entscheidungen abhängig. Diese würden zurzeit aber eher von wahltaktischen Erwägungen der Bush-Administration geprägt. (APA/sda)