London - Die Tochter des früheren britischen Premierminister Winston Churchill, Mary Soames, hat Zweifel an der Geschichte über den fluchenden Papagei ihres Vaters geweckt. Es müsse eine Verwechslung zwischen der heute 104-jährigen "Charlie" und "Polly" geben, sagte Soames am Mittwoch der britischen Nachrichtenagentur Press Association. Sie bestritt, dass ihr Vater jemals einen Ara besessen und ihm Flüche auf die Nazis beigebracht habe.

"Charlie" und "Polly"

Es habe zwar vor dem Zweiten Weltkrieg drei Jahre lang einen Graupapagei im Landhaus der Familie in Chartwell im Süden Großbritanniens gegeben. "Polly" sei aber zu Beginn des Krieges wieder verkauft worden, noch bevor ihr Vater Premierminister geworden sei, sagte Soames.

Churchills Tochter betonte, die beiden Papageienarten unterschieden sich sehr deutlich voneinander. Sie schloss auch aus, dass ihr Vater dem Vogel das Fluchen beigebracht haben könnte. "Die Vorstellung, dass er während des Krieges Zeit darauf verwendet haben soll, ihm Beleidigungen beizubringen, verdient nicht einmal einen Kommentar", sagte sie. Die Geschäftsführerin des Gartencenters, in dem sich "Charlie" derzeit befindet, blieb jedoch bei ihrer Version der Geschichte.

Papageien-Geschichte

Danach kaufte Churchill den weiblichen Papagei 1937 und begann sofort, ihm Flüche beizubringen. Mit seinen Verwünschungen hatte der Vogel laut "Daily Mirror" einst bei Krisensitzungen manch einen General geschockt, sehr zur Freude seines Besitzers. Bis heute wettere das Tier mit Churchills Tonfall auf den einstigen Kriegsgegner. Nach Churchills Tod 1965 habe der Tierhändler Peter Oram den Papagei gekauft. Weil der Vogel aber ständig vor Kindern fluchte, wurde er schließlich in Orams Gartencenter im englischen Reigate ins Exil geschickt, wo er seit zwölf Jahren lebt. (APA)