Wien - Im Rahmen eines Kongresses über die "Cinematographie des Holocaust" (22. bis 24. Jänner) zeigt das Filmarchiv Austria von 22. bis 25. Jänner im Metro Kino eine Hommage an Artur Brauner. Der produktivste Produzent des deutschen Nackkriegsfilms hat nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals das Thema Holocaust im Spielfilm aufgegriffen. Gezeigt werden unter anderem "Morituri" (1947/48), Michael Verhoevens "Die weiße Rose", Agnieszka Hollands "Hitlerjunge Salomon" und als Erstaufführung Jeff Kanews "Babij Jar".

Artur Brauner

Brauner wurde am 1. August 1918 als Abraham Brauner in Lodz geboren. Mit 26 floh er aus einem Konzentrationslager der Nationalsozialisten in Ostpolen. 1946 kam er nach Berlin und gründete seine CCC-Filmgesellschaft (Central Cinema Company Filmgesellschaft). Bereits mit seinem zweiten eigenen Film wandte sich Brauner der jüngsten deutschen Vergangenheit zu: "Morituri" (1948) handelt vom Schicksal der aus einem KZ geflüchteten Häftlinge. 1949/50 adaptierte er eine ehemalige Giftgasfabrik in Spandau als Filmatelier. In den folgenden Jahren entstanden oft über zehn Filme jährlich, wobei er allerdings vermehrt auf risikolose Unterhaltungsfilme setzte.

Ab Mitte der 50er-Jahre vergrößerte Brauner durch Firmenbeteiligungen und Übernahmen sein Imperium und stieg zum bedeutendsten deutschen Produzenten auf. Er produzierte eine Reihe von Großfilmen im exotischen und historischen Milieu, drehte Serien (Dr. Mabuse, Edgar Wallace) und produzierte im Stil Horst Wendtlands Karl-May-Filme. Er arbeitete auch mit zahlreichen prominenten deutschen und österreichischen Emigranten wie Fritz Lang, Robert Siodmak, Ernst Neubach, Gerd Oswald und Max Nosseck zusammen.

Vor dem Hintergrund der Krise des deutschsprachigen Films produzierte Brauner in den 60er-Jahren zunehmend Fernsehfilme, TV-Shows und Sexfilme, darunter auch Genreklassiker wie "Fanny Hill" (1964, R.: Russ Meyer). 1970 musste er das Studio Spandau schließen. Von 1972 bis 1980 wurden nur mehr zehn Filme realisiert. In den vergangenen 20 Jahren seines Schaffens konzentrierte sich Brauner vornehmlich auf die Produktion von Filmen, die sich mit dem NS-Regime und dem Holocaust auseinander setzen.

Der Kongress

Der international besetzte Kongress "Cinematographie des Holocaust" findet auf Einladung der gleichnamigen Arbeitsgruppe heuer erstmals im Filmarchiv Austria statt und widmet sich der ehemaligen Monarchie mit den Zentren Wien - Prag - Budapest. Die Mehrzahl der Vorträge wird mit Filmausschnitten begleitet, der Eintritt ist frei. Hauptaufgabe dieses Projekts ist es, erstmals eine fundierte Dokumentation der filmischen Zeugnisse über den Holocaust zu erstellen, teilte das Filmarchiv in einer Aussendung mit. (APA)