Blanco kein echter Prüfstein
So wie der Deutsche Tomas Behrend war auch der Spanier Galo Blanco kein echter Prüfstein für den starken Melzer. Der Schützling von Coach Karl-Heinz Wetter gewann 6:3,6:4,6:3 und hat damit im Melbourne Park erst insgesamt 15 Games abgegeben. Gestützt auf seinen Aufschlag (61 Prozent erstes Service) drängte Melzer seinen Gegner mit aggressivem Angriffstennis in die Defensive. Bei Windstille vertraute der Deutsch-Wagramer diesmal von Beginn an auf Service-Volley-Spiel und ließ kein Break des Spaniers zu.
"Ich bin sehr zufrieden. Die Pflicht ist geschafft, jetzt folgt die Kür", sagte Melzer, der im Vorjahr bei seiner Premiere in Runde eins ausgeschieden war, nach dem knapp zweistündigen Match. Mit Sjeng Schalken, dem Bezwinger des Spaniers David Ferrer (6:3,6:2,5:7,6:1) wartet nun ein größeres Kaliber. Der 27-Jährige, 2002 Halbfinalist der US Open, hat allerdings in Melbourne in bisher acht Anläufen noch nie die dritte Runde erreicht.
Für Melzer geht es am Donnerstag zunächst im Doppelbewerb gemeinsam mit dem Serben Nenad Zimonjic weiter. Doch vor dem Duell mit dem Weltranglisten-17. Schalken, der heuer auf dem Weg ins Halbfinale von Chennai Bezwinger von Julian Knowle war, ist dem bestplatzierten Österreicher (ATP Nummer 78) nicht bang. Melzer: "Das wird natürlich ein völlig anderes Match. Er returniert sehr gut, spielt sehr flach, aber das liegt mir eigentlich."
Schett stellt sich die Sinn-Frage
Während Melzer vor Selbstvertrauen strotzt, fiel Schett in eine überwunden geglaubte dunkle Phase ihrer Karriere zurück. Die 27-Jährige (WTA-Nummer 87) vermochte ihre Routine nicht zu nützen und unterlag der Italienerin Santangelo nach schwacher Leistung 6:7 (3),6:0,4:6. Dabei war ihre 22-jährige Gegnerin, die Nummer 129 der Welt, keineswegs eine Wucht.
Im ersten Satz konnte Schett eine 4:2-Führung nicht nützen und verlor das Tiebreak 3:7. Danach kam sie besser ins Spiel, die Innsbruckerin zeigte gute Ansätze, profitierte beim 6:0 aber auch von zahlreichen Eigenfehlern Santangelos. Der Satzgewinn stärkte das Selbstvertrauen der Favoritin aber keineswegs. Von allen guten Geistern verlassen, geriet sie 2:5 in Rückstand, wehrte noch einen Matchball ab, doch wenig später kam mit 3:6 das Aus.
"Ich bin total frustriert und enttäuscht", ärgerte sich Schett, die tags zuvor angesichts der vermeintlich guten Auslosung noch auf einen Achtelfinaleinzug gehofft hatte. Nach dem Ausscheiden übte Schett Selbstkritik: Die Lockerheit habe gefehlt, ihre Schläge seien zu kurz geraten, sie sei zu passiv gewesen. Wieder einmal steht Schett, für die Melbourne bisher fast immer ein gutes Pflaster gewesen war (vier Mal Achtelfinale), am Scheideweg ihrer Karriere: "Wenn das so weiter geht, dann muss ich mir überlegen, ob es noch einen Sinn hat, weiterzumachen."