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Hilde Gerg

Foto: Reuters/ Rellandini

Cortina d'Ampezzo – Im alpinen Ski-Weltcup herrscht seit Samstag eine einzigartige Situation. Sowohl bei den Herren als auch bei den Damen liegen die Führenden um genau einen Zähler voran. Ist das bei den Herren Lasse Kjus (581) vor Benjamin Raich (580), hat bei den Damen Renate Götschl erstmals seit fast drei Jahren wieder hauchdünn die Nase vorne. Die Steirerin verpasste in Cortina zwar ihren 32. Weltcupsieg als Abfahrts-Zweite hinter Hilde Gerg um drei Zehntel Sekunden, liegt aber mit 789 Punkten exakt einen Zähler vor Anja Pärson (788).

Götschl vom Neuschnee gebremst

Kurioserweise vergab Götschl einen Tag nach ihrem Triumph im Super G einen neuerlichen Sieg dadurch, dass sie im unteren Teil der wegen dichten Schneefalls und schlechter Sicht um etwa 15 Fahrsekunden verkürzten Abfahrt die direkteste und schnellste Linie gewählt hatte. Weil aber vor ihr dort noch keine gefahren war, wurde die Speed-Queen aus der Steiermark durch den Neuschnee gebremst.

"Alles riskiert"

"Ich bin trotzdem zufrieden, man kann ja nicht jeden Tag gewinnen", gab sich Götschl aber als faire Verliererin. "Ich habe gewusst, dass es wegen der verkürzten Strecke eng wird und habe deshalb wieder alles riskiert. Es war wegen der schlechten Bodensicht ein schwieriges, aber faires Rennen, weil die Verhältnisse für die ersten 30 gleich waren."

Doch selbst Platz zwei hinter der weiterhin erstaunlichen Hilde Gerg, die sechs Tage nach ihrem Comeback-Erfolg in Veysonnaz ihren 18. Weltcupsieg holte und in beiden Speed-Wertungen führt, reichte Götschl, um hauchdünn vor der seit November voran liegenden Pärson die Weltcupführung zu übernehmen. Und das ausgerechnet in ihrem Lieblings-Weltcuport Cortina, wo sie zuletzt am 21. Jänner 2001 die WC-Führung inne gehabt und vor einem Jahr das erste Rennen nach ihrer Verletzung gewonnen hatte.

Spannung bis zum Schluss

"Ein schönes Gefühl, aber mehr als eine Halbzeitführung ist es nicht", relativierte Götschl. "Es wird bis zum Schluss extrem spannend bleiben. Anja und ich haben jeweils zwei Spezialdisziplinen und können in einer dritten punkten." Plötzlich Gejagte statt Jägerin zu sein, ist für die Obdacherin kein Problem. "Ich kenne beides. Entscheidend ist ohnehin nur, wer am Schluss die größere Beute macht."

Starke Teamleistung

Die ÖSV-Damen sorgten in der Abfahrt auch mannschaftlich für ein akzeptables Ergebnis: Michaela Dorfmeister wurde nach dem Super-G-Flop ("Wir haben etwas ausprobiert, das ist daneben gegangen") starke Vierte, Brigitte Obermoser fuhr als Zwölfte ihr bestes Saisonergebnis in der Abfahrt ein, Kathrin Wilhelm wurde 13. Nur Alexandra Meissnitzer blieb der Fehlerteufel auf den Fersen. Diesmal fuhr sie schon ganz oben über einen Stein, ruinierte dabei die Ski-Kante und machte als 37. keine Punkte. "Wenn's nicht so traurig wäre, wär's schon fast lustig", sagte die Salzburgerin. "Das war wohl der einzige Stein auf der ganzen Tofana, und ich erwische ihn." (APA)