Das Problem liege somit nicht so sehr in einer wirtschaftlichen Benachteiligung Deutschlands, erläuterte Müller. "Man ist nicht besorgt um Gleichberechtigung in wirtschaftlicher Hinsicht, es geht darum, dass man politisch plakativ zurückgesetzt wird", sagte er. "Aus deutscher Sicht ist es überflüssig, dass jeden Tag wieder gesagt wird, ihr wart ja nicht dabei."
Länder wie Deutschland, Frankreich und Russland gehörten zu den entschiedensten Gegnern des von den USA angeführten Kriegs im Irak. Bisher hatte sich die Vergabe von Aufträgen für den Wiederaufbau im Irak danach gerichtet, ob die Herkunftsländer der ausführenden Firmen die USA unterstützt hatten. Die nächste vom US-Verteidigungsministerium geplante Konferenz für Unternehmen, die sich am Wiederaufbau im Irak beteiligen wollen, ist für den 21. Jänner anberaumt. Allerdings hatten die USA vor kurzem überraschend erklärt, auch Firmen aus dem kriegskritischen Kanada dürften sich in Zukunft an den Ausschreibungen um Aufträge in Höhe von 18,6 Milliarden Dollar (14,9 Mrd. Euro) beteiligen.
Kanada sei ein wichtiger Partner in Nordamerika, sagte Müller. "Da kann man es nicht lange durchhalten, Kanada auszuschließen." Zudem sei es so, dass die US-Außenpolitik auf mehreren Ebenen gestaltet werde. "Das ist nicht immer so aus einem Guss." Aber bis zu den Wahlen im November müsse Präsident George W. Bush das Thema Irak in den Griff bekommen - sowohl sicherheitspolitisch wie auch wirtschaftlich. "Und die Reserven der USA sind nicht unerschöpflich, da muss man das Thema Irak auf mehrere Schultern verteilen." Dafür müsse man auf andere Nationen schauen. Die Zeit spiele also für eine breitere multinationale Beteiligung am Wiederaufbau.