Sie selbst haben sich ironisch die Schnorrer genannt: Mal trafen im Irak die Wüstenstiefel zu spät ein, mal fehlten Nachtsichtgeräte, mal Durchfalltabletten. Was nicht auf Lager war, wurde bei den Amerikanern geborgt. Die Witwe eines britischen Soldaten beschuldigt Verteidigungsminister Geoff Hoon aber jetzt, ihren Mann auf dem Gewissen zu haben. Sergeant Steven Roberts (33) starb am 24. März 2003. In al-Zubayr bei Basra sollte seine Einheit eine Demonstration im Zaum halten. Roberts wurde von Kugeln in Brust und Bauch getroffen, womöglich durch "friendly fire". Er trug keine kugelsichere Weste: Die Army hatte zu wenige davon.

"Wäre Stevens Körper geschützt gewesen, würde er heute noch leben." Für Samantha Roberts, die Witwe, steht der Schuldige fest. Hoon müsse zurücktreten, denn letztlich sei er für das Organisationschaos verantwortlich.

Roberts besitzt ein Tonband mit den letzten Nachrichten ihres Mannes. Dieses Band, am Donnerstag von einem Londoner TV ausgestrahlt, ist eine Dokumentation amtlicher Inkompetenz. "Wir haben zu wenige kugelsichere Westen", sagt Steven Roberts eine Woche vor dem Einmarsch. "Mal sehen, ob ich etwas abbekomme." Kurz darauf: "Nichts. Eine Schande, was wir hier draußen haben." "Deprimierend, ohne richtige Ausrüstung in den Krieg zu ziehen."

Hoon verteidigt sich mit einer Zahl: Vor dem Irakkrieg habe er 38.000 Westen schicken lassen, genug, um jedem Soldaten eine zu geben. Dann habe eben die Verteilung vor Ort nicht funktioniert, repliziert Roberts. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17./18.1.2004)