Die drei Vorsitzenden der ÖH-Uni Wien: Maria Lettner (GRAS), Nina Abrahamczik (VSStÖ) und Saskia Schindler (KSV).

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Der Streit zwischen Studierendenvertretung versus Rektorat hat sich vorerst entspannt. Die ÖH versucht aber, den Druck auf Rektor Winckler aufrecht zu erhalten.

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Am Donnerstag haben Studierende in einer medienwirksamen Aktion das Rektorat und den Senatssaal auf der Uni Wien besetzt. Im Email-Interview mit derStandard.at erörtern die Vorsitzenden der ÖH-Uni Wien die Hintergründe für diesen Protest.

Rektor Georg Winckler hat die ÖH inzwischen zum Gespräch eingeladen, doch die drei Studierendenpolitikerinnen bleiben bei ihrer Forderung, dass der neue Universitätsplan für die Universität Wien neu erarbeitet werden soll. Dieser Plan ist Grundlage für eine völlige Neugestaltung der Unistruktur. Die Fragen stellte Sonja Fercher.

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derStandard.at: Was ist denn eigentlich so schlimm an dem Organisationsplan?

ÖH: Der Organisationsplan wurde absolut autoritär erstellt, ohne Evaluierung oder Einbeziehung der verschiedenen universitären Gruppen. In 5 Arbeitsgruppen zu dessen Erstellung waren insgesamt nur 2 Studierende vertreten, aus den Ergebnissen der Arbeitsgruppen hat sich Rektor Winckler die Punkte herausgepickt, die ihm am meisten zusagten, also ihm die größtmögliche Entscheidungskompetenz geben. Ein Organisationsplan kann auch anders aussehen, wie man an anderen Universitäten erkennen kann, wo der Organisationsplan der Uni Wien oft als Negativbeispiel angeführt wurde.

derStandard.at: Denkt die ÖH, dass die Mehrheit der Studierenden hinter der Besetzungs-Aktion steht?

ÖH: Ja! Die Besetzung des Rektorats und des Senatssitzungssaals wurde schließlich nicht von der ÖH organisiert, wir unterstützen aber natürlich die friedlichen Aktionen. Bei Hörsaaltouren, bei denen über die Proteste informiert wurde, haben sich weitere Studierende angeschlossen, und wir haben Solidaritätsbekundungen von anderen Hochschülerschaften und aus dem Ausland erhalten.

derStandard.at: Können denn die Studierenden überhaupt etwas mit dem Begriff "Organisationsplan" anfangen?

ÖH: Mittlerweile sicher. Viele haben es verstanden, ansonsten gäbe es nicht Proteste in diesem Ausmaß. Man muss aber weiterhin informieren und vermitteln, wo die Probleme liegen.

derStandard.at: Die ÖH befürchtet, dass mit dem Organisationsplan die "letzten Reste von Demokratie an der Uni" beseitigt werden. Tatsächlich ist es aber so, dass dies bereits mit dem Unigesetz eingeschränkt wurde. Hat das die ÖH nicht gestört oder warum kommt der Aufschrei der ÖH erst jetzt?

ÖH: Es gab auch schon im Zuge der Erstellung des Universitätsgesetzes Proteste, mit dem Beschluss des Organisationsplans, der dank Winckler weitaus schlimmere Folgen hätte damals gedacht, wurde wieder einmal ein Punkt erreicht, an dem die Studierenden nicht mehr schweigen können. Der Organisationsplan an der Uni Wien nimmt Handlungsspielräume, die das Universitätsgesetz zum Teil offen hält, nicht wahr, statt dessen hat Rektor Winckler einen Entwurf erstellt, der die kleinst mögliche Mitbestimmung vorsieht.

derStandard.at: Rektor Winckler hat die Vorwürfe zurückgewiesen, mit dem Organisationsplan werde die studentische Mitbestimmung eingeschränkt. Er sagt, dass die Studierenden damit sogar direkter eingebunden werden. Was sagt die ÖH dazu?

ÖH: Dies ist absoluter Blödsinn! Es ist ein Unterschied, ob gesetzlich geregelt ist, dass Studierende in Gremien mitstimmen dürfen, oder ob sie nur beratende Funktion habe. Wir wären hier auf den good will des Rektors angewiesen, darauf werden wir uns nicht einlassen, denn dies hat nichts mit Mitbestimmung zu tun.

derStandard.at: Was plant die ÖH, wenn Rektor Winckler auf das Ultimatum nicht eingeht?

ÖH: Die Besetzung war sicher nur der Auftakt für weitere Aktionen, wir haben ein Ultimatum gestellt, Rektor Winckler soll den Organisationsplan bis spätestens Anfang März zurücknehmen. Ansonsten werden die friedlichen Gegenaktionen fortgeführt und ausgeweitet, es wird Proteste geben wie sie die Uni Wien noch nie erlebt hat, vehement aber friedlich, abgesehen von Gewalt lassen wir alles offen. Die Uni ist zur Zeit am Brodeln, die Proteste verselbständigen sich.

derStandard.at: Was konkret müsste geändert werden, damit die ÖH den Organisationsplan akzeptieren kann?

ÖH: Dem Organisationsplan in dieser Form und mit dieser Erstellungsweise kann die ÖH auf keinem Fall zustimmen. Da wir schon den Entstehungsprozess kritisiert haben, können weitere Diskussionen nur mit einem Neustart beginnen. Dann muss unter Einbeziehung aller Angehörigen der Universität und nach einer Evaluation gemeinsam ein neuer Organisationsplan erarbeitet werden. Vorwärts zum Start!