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Im Falle einer Reise von Menschen zum Mars müssten folgende Probleme auf jeden Fall geklärt werden: Die Strahlung im Weltraum, der Knochenschwund durch Schwerelosigkeit, die psychologischen Fragen langer Weltraumreisen und die Entwicklung von Techniken zur medizinischen Ferndiagnose und Behandlung.

Foto: REUTERS/European Space Agency
Washington - Wir schreiben das Jahr 2034. Sie sind ein Astronaut auf dem Weg zum Mars. Sie setzen nun das um, was der frühere Präsident George W. Bush vor drei Jahrzehnten als Ziel ausgegeben hat. "Es zieht die Menschheit zu den Sternen", hatte er erklärt. "Wir haben uns entschlossen, den Weltraum zu erkunden, weil dies unser aller Leben verbessert und das Nationalgefühl stärkt."

Davon merken Sie im Moment allerdings nicht sehr viel. Sie leben jetzt schon seit drei Monaten mit fünf anderen Astronauten in einer kleinen Kabine. Die Erde ist inzwischen nur noch ein kleiner Punkt, und etliche Monate im All liegen zum Mars noch vor Ihnen. Außen trommelt die Strahlung des Weltraums auf die schützende Hülle des Raumschiffs. Hoch energiereiche Partikel durchdringen die Hülle und auch Ihren Körper, wo sie vielleicht noch unbekannte Schäden anrichten. Bei einem plötzlichen Sonnensturm müssen Sie in den besonders gesicherten Schutzraum des Raumschiffs gehen.

Einsamkeit

Ihre KameradInnen gehen Ihnen inzwischen auch auf die Nerven. Sie sehen immer die selben Menschen, tagein, tagaus. Sie essen zusammen, arbeiten zusammen. Sie kennen alle Geschichten schon in- und auswendig. Wirklich allein sind Sie nur im Schlaf. Aber den zu finden, ist auch nicht einfach, immer surrt irgendeine Maschine, leuchten Lampen auf. Sie fühlen sich einsam, sehnen sich nach Kontakt mit ihrer Familie. Ihr jetzt dreijähriger Sohn wird sechs sein, wenn Sie wieder auf die Erde kommen.

Und die Schwerelosigkeit tut alles, um ihren Körper zu zerstören. Muskeln erlahmen, die Knochen werden schwächer. Sie müssen täglich zwei Stunden auf speziellen Geräten trainieren, nur damit die Muskeln erhalten bleiben und das Herz stark bleibt.

Stress

Sie leben ständig im Stress. Millionen Fehler können in dem Raumschiff passieren, und jeder einzelne kann Ihren Tod bedeuten. Draußen herrschen das Vakuum und die absolute Kälte des Alls. Von einem Moment auf den anderen können Sie zu einem leblosen Etwas werden, das nur noch ziellos durch das All treibt. Rückkehr ausgeschlossen.

Hauptprobleme

Das Szenario gibt nur einige der Probleme wieder, die die Raumfahrtbehörde NASA bewältigen muss, wenn sie - wie von Bush zum Ziel gesetzt - in einigen Jahrzehnten Menschen zum Mars schicken will. Guy Fogleman, der bei der NASA mit der Frage der Auswirkungen des Weltraums auf den Menschen befasst ist, nennt vier Probleme, die auf jeden Fall geklärt werden müssten: Die Strahlung im Weltraum, der Knochenschwund durch Schwerelosigkeit, die psychologischen Fragen langer Weltraumreisen und die Entwicklung von Techniken zur medizinischen Ferndiagnose und Behandlung.

Die kosmische Strahlung stellt im freien Weltraum ein so großes Risiko dar, dass die NASA ein eigenes Strahlenlabor eingerichtet hat, um die Auswirkungen von Schwerionen auf Organismen zu untersuchen. Die Partikel seien zerstörerischer als Röntgen- oder Gammastrahlen, erklärt ein Strahlungsexperte der NASA, Walter Shimmerling. "Diese Partikel sind wie Kugeln, die durch lebende Zellen gehen." Sie können die DNA beschädigen, zum Tod einer Zelle führen oder dazu, dass sie krebsartig wuchert.

Knochenschwund

Das Problem des Knochenschwunds im All ist seit den Anfangstagen der bemannten Raumfahrt bekannt. Menschen verlieren im Weltraum jeden Monat rund ein Prozent ihrer Knochenmasse. Eine Lösung gibt es bislang nicht. Die Muskeln lassen sich zwar in Form halten, wenn sie aber stärker als die Knochen werden, könnte jede Muskelanspannung zu Schäden führen.

Auch die psychologischen Aspekte sind noch weitgehend unklar. Wie Antarktisexpedition zeigten, leiden alle Menschen früher oder später unter der Isolation und unter ihren BegleiterInnen. Auf längeren Raumflügen wurden selbst die ausgeglichensten AstronautInnen böse und gemein, wobei sie ihren Ärger auf die Leitzentrale richteten - und das nach wenigen Wochen im All. Die Lösung gerade der psychologischen Fragen sei absolut vorrangig für den Erfolg jeder Mars-Mission, sagt Jeffrey Sutton, der Leiter des Biomedizinischen Raumfahrt-Forschungsinstituts. (APA/AP)