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Der aus Österreich stammende Chemiker und Erfinder der Anti-Babypille, Carl Djerassi, (im Bild während eines Vortrages im November 2002 in Wien) ist wieder österreichischer Staatsbürger.

Foto: APA/HEINZ JAKSCH
Washington/Los Angeles - Der als "Vater der Anti-Baby-Pille" weltbekannt gewordene Wissenschafter Carl Djerassi (80) ist seit einigen Tagen wieder österreichischer Staatsbürger. Am 9. Jänner wurden dem 1923 in Wien geborenen und vor den Nazis geflüchteten Djerassi und seiner Frau, Professor Diane Middlebrook, die österreichische Staatsbürgerschaft im Republiksinteresse verliehen, bei Beibehaltung der amerikanischen Staatsbürgerschaft.

Der in Kalifornien lebende Djerassi sei mit Österreich sehr verbunden, freute sich der österreichische Generalkonsul Peter Launsky-Tieffenthal, der dem Paar im Rahmen einer Feier die Staatsbürgerschafts-Urkunden überreicht hatte. Für die auf Wunsch Djerassis wieder verliehene Staatsbürgerschaft habe sich besonders Außenministerin Benita Ferrero-Waldner (V) eingesetzt.

Flucht

Der heute 80-Jährige musste nach dem Anschluss 1938 mit seiner Mutter, einer jüdischen Ärztin, vor den Nazis aus Österreich flüchten und gelangte über Bulgarien in die USA. Sein bulgarischer Vater, der von seiner Mutter bereits jahrelang geschieden war, hatte diese wieder geheiratet, damit sie mit einem bulgarischen Pass aus Wien nach London ausreisen konnte. Carl ging nach Bulgarien und verbrachte dort ein Jahr mit seinem Vater, bis er und seine Mutter amerikanische Visa erhielten und im Dezember 1939 in die USA emigrierten. Sein Vater blieb während des Krieges in Bulgarien und kam erst 1949 nach Amerika.

Stipendium

Ein Stipendium ermöglichte dem mittellosen jungen Flüchtling das Studium am Kenyon College und die Promovierung an der University of Wisconsin. Berühmt wurde der Chemiker durch die Entwicklung der Anti-Baby-Pille in den fünfziger Jahren bei der Pharmafirma Syntex in Mexiko. 1959 ging er an die Stanford University in Kalifornien. Professor Djerassi erhielt zahlreiche wissenschaftliche Auszeichnungen, darunter die "National Medal of Science" und den ersten "Wolf Price in Chemistry". Er wurde in die "National Inventors Hall of Fame" aufgenommen, ist Mitglied der "National Academy of Sciences" sowie vieler ausländischer Akademien.

Zu Österreich habe er lange ein "ambivalentes Verhältnis" gehabt, sagte Djerassi vor einigen Jahren in einem Interview mit dem britischen "Guardian". "Sie scheinen sich lange einer Aufarbeitung der Vergangenheit wie die Deutschen verweigert zu haben." Erst zu Anfang der neunziger Jahre sei er wieder öfters nach Österreich gereist. Bis damals habe man ihn nie eingeladen, erklärte er, hingegen sei er dann insbesondere in den vergangenen fünf Jahren sehr oft für Vorträge und Veranstaltungen nach Österreich gebeten worden.

Auszeichnungen

Mit dem neu erwachten Interesse an dem vertriebenen Österreicher kamen auch zahlreiche österreichische Auszeichnungen für den weltbekannten Forscher: 1999 wurde ihm das "Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst" verliehen und 2002 das "Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich" und die "Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold". Im Jahr 2002 habe er die österreichische Staatsbürgerschaft wieder beantragt, berichtete er bei der Verleihung des Europäischen Wissenschaftspreises, der Erasmus-Medaille, vergangenen September in Graz.

Autor zahlreicher Bücher und Theaterstücke

Djerassi zählt zu den bekanntesten Forschern des vergangenen Jahrhunderts. Der "Vater der Anti-Baby Pille" ist auch einer der Entdecker der synthetischen Herstellung des Hormons Cortison. Der 19fache Ehrendoktor hat sich jedoch auch als Autor zahlreicher Bücher und Theaterstücke über Wissenschaft, Sex und Fortpflanzung, die im Innsbrucker "Haymon Verlag" erschienen sind, sowie als versierter Kunststammler, besonders von Werken von Paul Klee, einen Namen gemacht.

Zum Gedenken an seine künstlerisch aktive Tochter schuf er ein "Artists in Residence"-Programm in Nordkalifornien, welches Künstlern aus der ganzen Welt, auch aus Österreich, die Möglichkeit zur ungestörten Arbeit bietet. Am 23. Jänner werde die Albertina in Wien eine Skulptur des amerikanischen Künstlers George Rickey enthüllen, die Djerassi der Albertina durch die American Austrian Foundation geschenkt hat, so der Professor. (APA)