New York - In der US-Bankindustrie steht eine neue milliardenschwere Megafusion bevor: Der Branchenzweite J.P. Morgan Chase will per Aktientausch für 58 Milliarden Dollar (45,7 Mrd. Euro) das sechstgrößte US-Institut Bank One übernehmen, wie beide Häuser am Mittwoch nach Börsenschluss mitteilten.

Das geplante Zusammengehen wird Analysten zufolge für eine breitere geographische Aufstellung von J.P. Morgan sorgen und die Bank unabhängiger vom Investmentbanking und vom Handelsgeschäft machen. J.P. Morgan Chase, die selbst erst 2001 aus dem Zusammenschluss von J.P. Morgan und Chase Manhattan hervorging, würde damit die bereits starke Präsenz im Filial- und Kreditkartengeschäft weiter verbessern.

Suche nach Kleinkunden

Die amerikanischen Großbanken, die in den vergangenen Jahren bei der Suche nach Unternehmenskunden zahlreiche Zweigstellen geschlossen hatten, sind jetzt wieder auf der Suche nach regulären Kleinkunden und starken Zweigstellennetzen. Sie bauen deshalb auch auf eigene Faust Niederlassungen in großem Stil auf.

Bank One ist der weltweit drittgrößte Kreditkarten-Anbieter und der führende Anbieter von Visa-Karten. Die Fusion würde zudem die Position von J.P. Morgan als gemessen an der Bilanzsumme zweitgrößte US-Bank hinter Citigroup festigen. Bank One hat ihren Sitz in Chicago. Sie hat nach einem Bericht in der Onlineausgabe der "New York Times" vom Mittwoch 1800 Zweigstellen in 14 US-Staaten im Mittleren Westen und im Süden der USA.

"Das klingt wirklich logisch"

Analysten bezeichneten das Vorhaben als sinnvoll. "Das klingt wirklich logisch", sagte Bert Ely von Ely & Co. "Das einzige, was ich mich frage, ist, ob es noch zu einem konkurrierenden Übernahmeangebot kommen könnte." Kartellexperten bezeichneten es als wahrscheinlich, dass die Wettbewerbshüter die Pläne billigen werden. Branchenexperten halten weitere Fusionen in der US-Bankindustrie für wahrscheinlich. Zuletzt hatte der Branchendritte Bank of America die Übernahme von FleetBoston Financial angekündigt.

J.P.-Morgan-Chef William Harrison soll den Angaben zufolge für zwei Jahre an der Spitze des neuen Bankkonzerns stehen. 2006 soll er dann von Bank-One-Chef Jamie Dimon abgelöst werden.

Die Vereinbarung sieht ferner vor, dass Bank-One-Aktionäre je Anteilsschein 1,32 J.P.-Morgan-Aktien erhalten. Damit würden Bank-One-Aktien mit jeweils 51,77 Dollar bewertet. Das sind 14,5 Prozent mehr als der Schlusskurs am Mittwoch. (APA/Reuters)