Enormes Ausmaß der Schäden
"Wir haben eindeutige Ergebnisse, dass der Nährstoffeintrag die Korallen krank macht", so Forschungsleiter John Bruno von der University of North Carolina in Chapel Hill. Bekannt ist in der Zwischenzeit auch das Ausmaß der Katastrophe: Mehr als 80 Prozent der Korallen in der Karibik sind in den vergangenen 20 Jahren erkrankt. Betroffen sind auch Riffe in Regionen, in denen geringere Umweltbelastungen auftreten. Die Wissenschaftler haben insbesondere zwei Erkrankungen an den Lebewesen untersucht: Aspergillosis, eine Pilzerkrankung, die vor allem Weichkorallen und Meeresfächer befällt und die Yellow-Band-Disease, eine Erkrankung, die riffbildenden Hartkorallen betrifft.
In Feldversuchen hat das Forscherteam von Bruno festgestellt, dass bei Erhöhungen der Nährstoffe durch Dünger das Immunsystem der Korallen massiv geschwächt wird. "Das konnten wir sowohl bei Meeresfächern als auch bei Hartkorallen deutlich erkennen", so Bruno. "Die untersuchte Hartkoralle der Spezies Montastraea wächst extrem langsam und ein Korallenstock braucht hunderte Jahre, um eine stattliche Größe zu erreichen", erklärt der Experte. Offensichtlich sorgen die reichen Nährstoffe, die sonst in den tropischen Gewässern eher spärlich vorhanden sind, für die Zerstörung der Korallenpolypen. Andere Forscher glauben, dass das unkontrollierte Algenwachstum die Korallen sozusagen verdrängt.
Blick nach Australien
Die Forschungsergebnisse werden Wasser auf die Mühlen der australischen Politiker sein, meinen Experten. Denn das größte Riffsystem der Welt, das Great Barrier Reef vor der Küste von Queensland soll nach Meinung der Öffentlichkeit unter noch besseren Schutz gestellt werden. Dazu sollen vor allem Freizeitaktivitäten eingeschränkt werden. Gefährdet ist das mehr als 1.900 Kilometer lange Riff durch Abwässer aus dem Zuckerrohranbau und den zahlreichen Rinderfarmen.