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Harold Shipman hat offenbar Selbstmord begangen.

Foto: APA/epa
London - Angehörige von Opfern des britischen Serienkillers Harold Shipman haben empört auf dessen Selbstmord in einer Gefängniszelle reagiert. Gleichzeitig blieben die Motive des Mörders, sich mit einem Leintuch zu erhängen, zunächst im Dunkeln. Am Mittwoch begann eine Untersuchung zum Tod des Hausarztes und gleichzeitig schlimmsten Serienmörders der englischen Kriminalgeschichte, der fast 300 Patientinnen umgebracht haben soll.

"Er hat wieder gewonnen. Er hat uns die ganze Zeit kontrolliert und er hatte Kontrolle über den letzten Schritt, und dafür hasse ich ihn", sagte Jayne Gaskill, deren Mutter im Alter von 68 Jahren durch "Doktor Tod" starb, berichtete die "Times" vom Mittwoch. "Ich will sein Ende sehen, aber ich denke, er hätte in seiner Zelle verrotten sollen", sagte Thea Morgan (65), deren 90 Jahre alte Mutter Shipman umgebracht hatte. Ein nicht namentlich genannter Anwalt der Opfer sagte nach Angaben der BBC, diese fühlten sich durch seinen Tod betrogen.

Shipman hatte sich am Dienstag, einen Tag vor seinem 58. Geburtstag, in seiner Zelle im Gefängnis von Wakefield (Yorkshire) erhängt. Für seine Taten war er im Jänner 2000 zu 15 Mal lebenslanger Haft verurteilt worden. Im Zuge seiner Untersuchung will der britische Gefängnis-Ombudsmann Stephen Shaw nun zunächst mit dem Gefängnispersonal, Mitgefangenen sowie mit Shipmans Familie sprechen sowie Haftunterlagen studieren, um sich ein Bild vom Geisteszustand des Verurteilten während seiner letzten Wochen zu machen.

Nach den bisherigen Angaben seitens der Gefängnisverantwortlichen deutete nichts darauf hin, dass der Gefangene selbstmordgefährdet war. Aus einem aufgezeichneten Telefongespräch mit seiner Frau Primrose am Abend vor dem Selbstmord habe es keine Anzeichen dafür gegeben, dass Shipman depressiver Stimmung war. Außerdem sei er "zu arrogant" gewesen, um sich selbst zu töten, sagte ein Gefängnisangestellter laut "Times". Nach den Angaben hatte der Gefangene darum gebeten, dass seine Frau ihn an seinem Geburtstag besuchen darf, was voraussichtlich nicht abgelehnt worden wäre.

Die Untersuchung soll etwa zwei Monate dauern und unter anderem feststellen, ob Shipman seitens des Gefängnisses in ausreichendem Maße überwacht wurde. Im Zentrum steht die Frage, warum sich der Serienmörder nach fünfjähriger Haft das Leben nahm. Der Arzt hatte stets bestritten, seine meist älteren, überwiegend weiblichen Opfer mit Morphiumspritzen, Heroin und anderen Schmerzmitteln getötet zu haben. (APA/dpa)