Detroit/Stuttgart - Robert Eaton, seit November 1998 gemeinsam mit Jürgen Schrempp gleichberechtigter Vorstandschef beim
Autobauer DaimlerChrysler, verlässt den Konzern vorzeitig Ende März. Dann wird der 55-jährige Schrempp bei dem
deutsch-amerikanischen Konzern mit weltweit 460.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 148 Mrd. Euro (2.037 Mrd. S) das
alleinige Sagen haben.
Eatons Vertrag lief eigentlich bis 2001. Er hatte allerdings schon früher angekündigt, dass er nach Abschluss der Zusammenführung der
beiden Konzerne das Haus verlassen werde.
Eaton: Ziel erreicht
"Jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um mich in den Ruhestand zu verabschieden", sagte Eaton am Mittwochabend in Auburn Hills bei
Detroit. In einer von DaimlerChrysler in Stuttgart und Detroit verbreiteten Erklärung wurde Eaton mit den Worten zitiert: "Der
Zusammenschluss ist erfolgreich geschafft; wir haben die neue Unternehmensstruktur eingeführt, die Führungsmannschaft funktioniert.
DaimlerChrysler ist zu einem Unternehmen zusammengewachsen. Ich habe damit mein Ziel erreicht."
Schrempp würdigte seinen Partner mit den Worten, er habe den Grundstein für den Erfolg gelegt und "jeder weitere Fortschritt, den wir
erzielen, hat seinen Ursprung auch in Bob Eatons Führung und Weitsicht."
Robert Eaton trat 1993 als Nachfolger des legendären Chrysler-Chefs Lee Iacocca ein schweres Erbe an. Iacocca, bis heute Lichtgestalt der
US-Wirtschaft, hatte die Traditionsfirma vor dem Ruin bewahrt. Mit der Fusion mit Daimler-Benz im November 1998 hatte aber auch Eaton
sein Meisterstück abgeliefert. Der studierte Ingenieur und Autonarr trat 1963 bei General Motors (GM) ein. Dem Branchenführer blieb er 28
Jahre lang verbunden.
Vom Chefingenieur der GM-Division Chevrolet wechselte er zur Marke Oldsmobile und wurde 1982 einer der 35 GM-Vizepräsidenten.
1988 übernahm er als Nachfolger von Jack Smith die Leitung der GM-Europazentrale in Zürich, wo er auch für die Tochter Opel
verantwortlich war. Eaton förderte die Eroberung des osteuropäischen Marktes.
1992 wechselte Eaton zunächst als Vizepräsident zum Konkurrenten Chrysler. Ein Jahr später übernahm er von Iacocca ein mit harter Hand
saniertes Unternehmen und setzte den Konsolidierungskurs fort. Das Geschäftsjahr 1994 brachte den Rekordgewinn von damals 3,7 Mrd.
Dollar. 1996 wurde Eaton zusätzlich zu seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender zum Präsidenten von Chrysler ernannt. Mit dem
Ausscheiden Eatons wird der DaimlerChrysler-Vorstand künftig nur noch 13 Mitglieder umfassen. (APA)