Wien - Nach den Preiserhöhungen bei sämtlichen namhaften Paket-Diensten in Österreich wegen der Lkw-Maut prüft jetzt die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) mögliche illegale Preisabsprachen.

Bereits vergangenen Donnerstag hat die Behörde Fragebögen an alle Paket-Dienste - allen voran die Österreichische Post AG - versendet. Bis 21. Jänner haben die Unternehmen nun Zeit Stellung zu nehmen, erklärte der Generaldirektor der Behörde, Walter Barfuß, am Montag .

Die Österreichische Post AG hat wegen der Lkw-Maut mit Jahresbeginn die Preise für Pakete und EMS-Sendungen (Express Mail Service) um 12 Cent angehoben. DPD Direct Parcel Distribution, die derzeit für die Post den Paketdienst im Geschäftskundenbereich betreibt, soll die Paketpreise dem Vernehmen nach im Durchschnitt um 10 Cent verteuert haben. Bei der Deutschen Post (DHL, Trans-o-flex, Quickstep), ebenso wie bei Generalparcel (GSL), kosten Pakete seit Jahresbeginn um 11 Cent mehr.

Interessenforum

Organisiert sind diese Unternehmen im KEP-Forum, dem Interessenforum der österreichischen Kurier-, Express, und Paketdienste. Die BWB fragt die Unternehmen nun, seit wann und warum sie Mitglied dieses "KEP Vereins" sind. Außerdem hinterfragt die Behörde auch die Bedeutung eines von den Unternehmen in Auftrag gegebenen Gutachtens des Institutsvorstands für Transportwirtschaft und Logistik an der WU-Wien, Sebastian Kummer.

In diesem Gutachten, das DPD und GLS im Internet veröffentlicht haben, hat Kummer wegen der Lkw-Maut für die Post AG eine notwendige Paketpreiserhöhung von 0,121216 Euro, als rund 12 Cent, und für alle anderen Unternehmen eine durchschnittliche Anhebung von 0,1085 Euro, also rund 11 Cent, errechnet.

Für die Wettbewerbsbehörde erscheint fraglich, ob die Preiserhöhung bei allen Unternehmen tatsächlich annähernd gleich stark ausfallen müsse. Wenn die betriebswirtschaftlichen Überlegungen des Gutachtens tatsächlich für alle Unternehmen gültig sein sollten, gebe es "keine Probleme", sagte der zuständige BWB-Sachbearbeiter, Heinz-Stefan Fischer.

TNT skeptisch

Skeptisch zeigt sich auch der Mitbewerber TNT, der erst kürzlich aus dem KEP-Forum ausgeschieden ist. Es wundere ihn nicht, dass die Wettbewerbsbehörde die jüngsten Paketpreiserhöhungen untersuche, sagte TNT Austria-Pressesprecher Werner Dickinger am Montag.

TNT habe sich anders als die anderen Anbieter zu einer Anhebung der Paketpreise um durchschnittlich 2 Cent je Kilo entschieden und sich dabei auf eigene Berechnungen gestützt. Mit einem generellen Universitätsgutachten könne man dem einzelnen Kunden Preiserhöhungen "nicht plausibel machen", meint Dickinger.

Rücknahme der Erhöhung möglich

Sollte sich der Verdacht auf illegale Absprachen unter den Paketanbietern erhärten, wird die Wettbewerbsbehörde auf Rücknahme der Preiserhöhungen drängen. Sollte es dabei zu keiner Einigung kommen, schließt die Behörde auch den Gang zum Kartellgericht nicht aus.

Bei der Post AG zeigte man sich am Freitag jedoch gelassen. Von Absprachen könne keine Rede sein. Alle Unternehmen seien am nationalen Paketmarkt tätig. Es sei daher "klar, dass die Preisanhebung auf Grund der Lkw-Maut bei den Unternehmen ähnlich" ausfalle, sagte ein Post-Sprecher. (APA)