Apples erfolgreicher Launch des Online-Musikshops iTunes hat in den USA einen Goldrausch in Sachen Online-Musik ausgelöst. Während sich in Europa in puncto Online-Musik noch wenig tut, wollen in den USA immer mehr Unternehmen in das Geschäft einsteigen. Musicstores schießen aus dem virtuellen Boden wie die Pilze. Zahlreiche Unternehmen, die dem Boom nun folgen, könnten aber statt Gold nur hohe Kosten und letztendlich Verluste einspielen, berichtet die New York Times (NYT) heute, Montag.

Einstieg

"Es gibt etwa dreimal so viele Musicstores wie nötig wären", meint der Analyst Josh Bernoff von Forrester Research. Dies stimmt, zumindest wenn all jene, die angekündigt haben ins Geschäft einzusteigen, dies auch wahr machen. Unter den virtuellen Goldgräbern finden sich große Namen wie Dell, HP, Microsoft, Sony und Wal-Mart. Sie alle gehen davon aus, dass der Markt für kommerzielle Online-Musik wachsen wird. Das wird er auch, so die Meinung der Analysten. Ob das auch in Gewinne umgesetzt werden kann, sei aber fraglich.

Hürden

"Die Fixkosten für den Start von Null sind hoch", bestätigt Rob Glaser, CEO von RealNetworks. Den hohen Startup-Kosten stehen - wenn überhaupt - geringe Gewinne gegenüber. Das Geschäft rentiert sich nur dann, wenn das Umfeld des Musikshops klug vermarktet wird. Vor allem für Soft- und Hardware-Produzenten lohnt sich das Online-Musikgeschäft, weil es den Verkauf der anderen Produkte ankurbelt. So wird es aus der Sicht der Analysten auch bleiben. Im vergangenen Jahr wurden in den USA laut Jupiter Research 3,5 Millionen MP3-Player verkauft. Der Marktforscher erwartet 2004 ein Wachstum von 50 Prozent. Im vierten Quartal 2003 wurden 730.000 iPods verkauft. Damit erreicht der Musik-Player laut Apple einen Marktanteil von über 30 Prozent. Das sieht Sony - mit dem Walkman einst führend bei mobiler Musik - nicht gerne. In der vergangenen Woche kündigte der Konzern einen eigenen Musikservice an.

Problematisch

Schwieriger werde es für Anbieter wie Wal-Mart. Die Handelskette bietet den einzelnen Song für 88 US-Cent an, also deutlich billiger als Apple und andere Anbieter, die einheitlich 99 US-Cent verlangen. Dennoch meinen die Analysten laut NYT, dass Apple am längeren Ast sitzt. Ein Preiskampf um einige Cent sei beim Verkauf von Einzelsongs nicht entscheidend. Wichtig sei das Angebot eines musikalischen Gesamterlebnisses. Dazu gehöre eben auch das entsprechende Equipment und die Software.

Kooperation

Bessere Aussichten auf Erfolg gestehen die Analysten hingegen Marketingpartnerschaften zu. So wird Apple gemeinsam mit Pepsi im Februar und März 100 Millionen Songs unters Volk bringen. Jeder Pepsi-Flaschendeckel beinhaltet einen Song (bzw. den Code zum Download). RealNetworks hat einen ähnlichen Deal mit Heineken. Roxio setzt mit Napster auf Prepaid-Cards, die gemeinsam mit dem Online-Zugang verkauft werden. Auch das Abo-Prinzip sei nicht tot. Der Verkauf von Einzelsongs werde deutlich mehr Kunden ansprechen. Abo-Dienste sind laut Analysten klein, aber fein: Sie werfen für sich gerrechnet mehr Gewinne ab. (pte)