Auffallend sind die Zuwächse bei Straftaten gegen fremdes Vermögen mit einem Plus von 11,4 Prozent auf 476.416 Fälle sowie bei Delikten gegen den Geldverkehr (hauptsächlich Fälschungen) mit einer Verdoppelung auf insgesamt 6008 Anzeigen.
14.000 Neuzugänge
Folgen: Die kriminalitätsbedingten Kosten explodierten, Österreichs Gefängnisse sind überfüllt. Allein im Vorjahr gab es 14.000 Haftzugänge. Der Verein "Neustart", zuständig für Bewährungs- und Opferhilfe, warnt davor, dem Sicherheitsmanko nur mit Repression zu begegnen. "Polizeiarbeit ist nur die ,halbe Miete' - vor allem bei geringen Delikten müssen wir uns auf sozialkonstruktive Aktivitäten konzentrieren", fordert Marko Rosenberg, Geschäftsführer von "Neustart", im Gespräch mit dem STANDARD.
Rosenberg wirft unter anderem Resozialisierung in die Waagschale: Acht von zehn Haftentlassenen, die Bewährungshilfe erhalten, werden nicht mehr rückfällig. "Aber 81 Prozent aller Häftlinge müssen die ganze Strafe absitzen, erhalten also keinen Anspruch auf Bewährungshilfe", so der "Neustart"-Chef. Derzeit kämen pro Jahr rund 1200 Menschen auf Bewährung raus, aber für 4000 wäre es gesetzlich möglich.
Billigere Alternativen
Des weiteren plädiert Rosenberg für weit gehende Vermeidung von kurzen Freiheitsstrafen: Pro Jahr müssen rund 4000 Menschen wegen geringer Delikte weniger als ein Jahr ins Gefängnis. Weitere 1000 verbüßen jährlich Ersatzfreiheitsstrafen, weil sie sich festgelegte Geldbußen nicht leisten können.
"In anderen zivilisierten Ländern werden in diesen Fällen meist Alternativmaßnahmen wie gemeinnützige Tätigkeit verhängt", so Rosenberg. Diese für die Gesellschaft wertvollere Variante sei zudem billiger. Ein Tag Haft komme dem Staat auf 100 Euro, ein Tag Betreuung auf ein Zehntel davon.