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Wie viel Frau vertragen die Medien?
apa/guillot
Alena Králíková, "Director of Education" am Zentrum für Gender Studies Prag, schätzt die Ergebnisse des Projekts "Frauen und Medien" als durchaus überraschend ein.
murlasits
Zu spannenden Ergebnissen ist das Zentrum für Gender Studies Prag in seiner Studie "Frauen und Medien" gekommen. Basierend auf einer Medienanalyse (TV, Radio und Tageszeitungen) des Zeitraums Jänner 2002 bis April 2003 wurde unterschiedlichen Fragestellungen nachgegangen. Wie hoch ist der Anteil der weiblichen Journalistinnen in Tschechien? Welche Themen behandeln sie vorrangig beziehungsweise ihre männlichen Kollegen? In welchem Maß werden Frauen zitiert und über sie berichtet? Reflektiert die Berichterstattung traditionelle Rollenbilder?

50 : 12,4 : 17 : 20

In 20 Prozent aller Medienbeiträge werden Frauen entweder zitiert oder über sie berichtet. In Anbetracht der Tatsache, das 50 tschechischen Prozent der Bevölkerung von Frauen gestellt wird, ein eher ernüchterndes Ergebnis. Das Faktum, dass nur 12,4 beziehungsweise 17 Prozent der parlamentarischen Einrichtungen von Frauen besetzt werden, stimmte die Verfasserinnen der Studie wieder ein wenig positiver.

Doch das Blatt wendet sich schneller als geglaubt. Unter den 10 am häufigsten von den tschechischen behandelten Frauen finden sich fünf Politikerinnen, vier Pressesprecherinnen und die Ehefrau des ehemaligen Präsidenen Vaclav Havel. Alena Králíkóva vom Zentrum für Gender Studies: "Diese Pressesprecherinnen vertreten nun mal nicht ihre eigene Meinung, sondern die ihrer - zumeist von einem Mann geleiteten - Institution. Unter den zehn meistgenannten Männern findet sich nicht ein Pressesprecher!"

Ebenso interessant ist in diesem Zusammenhang die Rolle von Frau Havlová: würde es der Mann einer Politikerin nur durch seine "Funktion" des Gatten in die Medien schaffen? Wohl kaum, so die Einschätzung der VerfasserInnen der Studie.

"Frauenthemen" und Fraueninteressen

Weiteres Augenmerk wurde darauf gelegt, zu welchen Themen Frauen befragt werden und zu welchen Männer. Und tatsächlich lassen sich da geschlechtsspezifische Unterschiede ausmachen: Frauen werden vor allem im Bereich der Kultur interviewt, Männer eher zu Welt-/Außenpolitik.

Und es lassen sich sogar scheinbar weibliche/männliche Themen ausmachen: in 32 Prozent aller Berichte über Erziehung und Wissenschaft kommen Frauen zu Wort, in 31 Prozent über Gesundheit und Vorsorge und in 30 bis 25 Prozent aller Berichte über Society, Kunst und Kultur, Unfälle und Natur. Männer hingegen sprechen zu internationalen Veranstaltungen, NATO und Verteidigungspolitik, EU und die Globalisierung.

Und dennoch: wenn Frauen selber schreiben, verändert sich dieser Prozentsatz sofort: tschechische Journalistinnen berichten am ehesten über Wirtschaft, Justiz und Sicherheitspolitik. Kommentieren dürfen sie diese Themen aber nicht, Kommentare gibt es von ihnen vor allem zu Sozialpolitik oder Erziehung. Männer kommentieren diese Themen gar nicht, obwohl sie grundsätzlich 90 aller Kommentare und Kolumnen der tschechischen Medien verfassen.

USA vs. Tschechien

Im Vergleich zu anderen Industrieländern mit ähnlicher Medienstruktur (Großbritannien, Deutschland und USA) lässt sich zur Überraschung jedoch folgendes beobachten. Alena Králíkóva: "Frauen kommen am öftesten in den tschechischen Medien vor. Die Unterschiede sind nicht gewaltig, liegen aber bei einigen Prozent." Die USA liegt zum Beispiel mit 90:10 (Männer:Frauen) mit sechs Prozent hinter Tschechien. Und trotzdem: weder hier noch dort wird die Berichterstattung den gesellschaftlichen Umständen gerecht.

(e_mu)