Der Skiverband und sein Chef Peter Schröcksnadel denken offenbar in größeren Zeiträumen und Zusammenhängen als die Regierung. Das wäre kein Wunder, denn der ÖSV muss sein Budget selber aufstellen, Wolfgang Schüssel und Karl-Heinz Grasser erhöhen bei Bedarf einfach Steuern und Abgaben.

Schröcksnadel ist einer der wenigen Sportfunktionäre, die das im Gegensatz zu einer Ehe unauflösliche Konkubinat von Sport und Politik für den Verband nutzen. Seine Bekanntschaft mit dem Mitleidsmanager Kurt Bergmann und diversen anderen VP-Granden trug ihm eine prominente Rolle im Präsidentschaftswahlkampf ein. Er würde seinen Schützling Ferrero-Waldner gern als "überparteiliche" Kandidatin beurteilt sehen, aber diesen Schmäh drückt der realistische Sinn des international erfolgreichen Kaufmanns Schröcksnadel denn doch nicht durch. Dazu ist er quasi dann doch zu wenig Politiker.

Auch Sportfunktionäre haben ein Recht auf eine politische Meinung, und hierzulande wird davon leider viel zu wenig Gebrauch gemacht. Auch wenn Schröcksnadel phasenweise merkwürdig argumentiert. Ferrero-Waldners Einstehen für Österreich in den dunklen Tagen der EU-Sanktionen war ja nur die Folge einer Regierungsbildung, welche die kleinen Figuren des derzeitigen Kärntner Landeshauptmannes und seiner Paladine wie Peter Westenthaler - ein Sportfunktionär mit einer politischer Vergangenheit, wenn auch nicht unbedingt Meinung - ins europäische Blickfeld schwemmte. Die Verteidigung dieser Politik der ÖVP und ihrer Kandidatin gutzuschreiben braucht reichlich Fantasie. Kann's sein, dass Sportfunktionäre sogar Personalreserve mancher Parteien sind? (josko DER STANDARD Printausgabe 12.01.2004)