Teheran - Die Türkei und der Iran haben vor der Errichtung eines unabhängigen kurdischen Staates im Nachbarland Irak gewarnt. Falls der Irak geteilt werden sollte, würden sich "die Probleme im Nahen Osten verdoppeln", sagte der türkische Außenminister Abdullah Gül am Samstag nach einem Treffen mit seinem iranischen Kollegen Kamal Kharrazi in Teheran. Die türkische und die iranische Regierung befürchten, dass die Autonomiebestrebungen der irakischen Kurden auf die kurdischen Minderheiten in ihren eigenen Ländern übergreifen könnten.

"Für uns ist die territoriale Integrität des Irak sehr wichtig", sagte Kharrazi auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Gül, der anschließend mit dem iranischen Präsidenten Mohammad Khatami zusammentreffen wollte. Zu Beginn der Woche hatte sich auch der syrische Präsident Bashar el Assad bei einem Türkei-Besuch gegen einen unabhängigen Kurdenstaat ausgesprochen.

Die Kurden in Nordirak genießen seit über zehn Jahren weitgehende Autonomie, weil die USA und Großbritannien das Gebiet der von Ex-Präsident Saddam Hussein verfolgten Minderheit seit dem Golfkrieg 1991 mit Flugzeugen überwachten. Bei der politischen Neugestaltung des Irak wollen sie einen Erhalt ihres jetzigen Status und eine Ausweitung der autonomen Region erreichen.

So wollen sie künftig auch die Stadt Kirkuk und die umliegenden Ölfelder kontrollieren. Über diese Forderungen soll nach dem Willen des von den USA eingesetzten irakischen Regierungsrats erst nach der geplanten Parlamentswahl im Jahr 2005 entschieden werden.

US-Außenminister Colin Powell erklärte dazu am vergangenen Dienstag, die Entscheidung über das Kurdengebiet liege bei den Irakern. Gleichzeitig betonte er jedoch, es stehe außer Frage, dass die Region ein Teil des Irak bleiben müsse. (APA/AP)