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Rundum hagelt es seit Monaten Vorwürfe, aber Estag- Vorstandssprecher Werner Heinzl (li.) und Vorstandskollege Hubert Jeneral (re.) bleiben weiter ohne Regung in Deckung und schweigen eisern.

APA/PETER KOLB
Graz - Der steirische Energiekonzern Estag (Energie Steiermark AG) konnte trotz schwerer interner Krisen und wilder Fehden in den Vorstandsetagen ein passables Bilanzjahr hinlegen. Die noch nicht veröffentlichten, dem Standard vorliegenden Abschlusszahlen bescheinigen dem Unternehmen eine Steigerung des Ebit um 4,4 Mio. Euro auf 51,3 Mio Euro. Somit liegt das Ebit 10, 3 Mio. Euro über dem für 2003 errechneten Planwert.

Die Umsatzerlöse erhöhten sich von 891 auf 930 Mio. Euro. Das voraussichtliche Konzernergebnis liegt mit 22,7 Mio. Euro deutlich über dem geplanten Wert in der Höhe von einer Mio. Euro, aber unter dem Vorjahresergebnis von 25,35 Mio.

Flop bei Energiepark Donawitz

Getrübt werden die Ergebnisse durch die Verluste beim Energiepark Donawitz (EPD). Das Projekt floppte, seit längerem läuft ein Mediationsverfahren mit der Voest. Dem Vernehmen nach hat sich die Voest aber nun mit der Estag- Enkeltochter EPD vor Weihnachten über die Aufteilung der Verluste geeinigt.

Die Affäre um den Energiepark stand zuletzt auch im Mittelpunkt einer von Estag-Vorstand Gerhard Hirschmann vorgebrachte Anschuldigung einer Bilanzmanipulation aus der Zeit vor seinem Eintritt in das Unternehmen. Es ging um den Zeitpunkt der Verbuchung der Risikovorsorge.

Turbulenzen

Dass die Einigung mit der Voest und die trotz der Turbulenzen recht passablen Zahlen vom Vorstand nicht kommuniziert werden, deutet einmal mehr auf eine Paralyse des gesamten Dreiervorstandes hin. Die Vorstände sind seit längerem für die Öffentlichkeit "verschwunden".

Seit Gerhard Hirschmann öffentlich vermeintliche Missstände im Unternehmen - hohe Vorstandsgehälter, Verdacht auf Bilanzmanipulationen, Netzwerke angeblicher Geheimbünde - angeprangert hatte, herrscht an der Konzernspitze quasi "Ausnahmezustand". Hirschmanns Vorstandskollegen Hubert Jeneral und Vorstandssprecher Werner Heinzl hatten ultimativ den Rücktritt des ehemaligen ÖVP-Politikers gefordert. Dies auch auf Grundlage eines Gutachtens, wonach Hirschmann gegen die Verschwiegenheitspflicht verstoßen habe.

Handlungsunfähigkeit

Rund um den 20. Jänner wird der neue Estag-Aufsichtsratspräsident Johannes Ditz das Ergebnis der aktienrechtlichen Sonderprüfung und etwaige personelle Konsequenzen präsentieren. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Ditz wegen "Handlungsunfähigkeit" den gesamten Dreiervorstand ablösen könnte.

Nun wird kolportiert, Vorstandssprecher Werner Heinzl werde noch vor dem 20. Jänner vorzeitig in Pension gehen, um somit einem eventuellen Kollektivrauswurf zuvorzukommen. Heinzl aber schweigt dazu. Er ließ dem Standard ausrichten, er gebe "keinen Kommentar mehr" zu Estag-Belangen ab. Hubert Jeneral sagte am Freitag , er wisse "von überhaupt nichts". (DER STANDARD Printausgabe, 10.01.2004, Walter Müller)