Wien - Die Situation am heimischen Arbeitsmarkt wird sich heuer voraussichtlich weiter verschärfen. Nach einer durchschnittlichen Arbeitslosenrate von 7 Prozent im Jahr 2003 droht heuer ein Anstieg auf bis zu 7,4 Prozent, so der Arbeitsmarktexperte der Forschungsgesellschaft Synthesis, Roland Löffler. Der vom Wifo prognostizierte Wert von 7,1 Prozent für das laufende Jahr, sei eher die Untergrenze.

Damit wird heuer die höchste Jahresarbeitslosenrate der vergangenen zehn Jahre erreicht werden, geht aus der jüngsten Statistik des Arbeitsmarktservice (AMS) hervor. In den Jahre 1997 und 1998 betrugen die Arbeitslosenraten im Jahresschnitt 7,1 bzw. 7,2 Prozent.

Auch 2005 noch kein Rückgang

Im Jahr 2003 waren in Österreich pro Monat durchschnittlich 240.079 Personen arbeitslos gemeldet, das waren um 7.661 Jobsuchende oder um 3,3 Prozent mehr als im Jahr 2002. Im laufenden Jahr werde die Zahl der Jobsuchenden im Schnitt um 10.000 Betroffene auf 250.000 Arbeitslose steigen, so Synthesis-Foscher Löffler. Trotz bereits steigender Beschäftigung werde es nicht gelingen, das wachsende Arbeitskräfteangebot aufzunehmen. Mit einem Rückgang der Arbeitslosigkeit sei auch 2005 noch nicht zu rechnen, eine Entspannung werde erst 2006 erwartet.

Rechnet man die in Schulung befindlichen Arbeitssuchenden in die aktuellen Zahlen ein, waren 2003 pro Monat rund 280.000 Personen auf Jobsuche. Für heuer erwartet Synthesis monatlich rund 45.000 Schulungsteilnehmer, so dass die Zahl der Jobsuchenden im Jahresschnitt auf 295.000 pro Monat steigen werde. Eine Erhöhung der öffentlichen Investitionstätigkeit und Konsumimpulse durch ein Vorziehen der Steuerreform hätten, so Löffler, eine Entlastung des Arbeitsmarktes gebracht.

Männer stärker betroffen

Vom Anstieg der Arbeitslosigkeit waren 2003 gegenüber dem vorangegangenen Jahr Männer stärker betroffen als Frauen. Im Vorjahr waren pro Monat durchschnittlich 139.717 Männer (um 5.340 oder um 4 Prozent mehr als 2002) und 100.362 Frauen (um 2.321 oder 2,4 Prozent mehr als 2002) arbeitslos gemeldet. Dramatisch angestiegen ist im Vorjahr die Jugendarbeitslosigkeit auf insgesamt fast 40.000 Betroffene pro Monat. Bei den 19- bis 25-Jährigen nahm die Zahl der Jobsuchenden im Jahresvergleich um 8,1 Prozent oder um 2.593 auf 34.591 Betroffene zu, bei den 15- bis 19-Jährigen betrug der Zuwachs 3,1 Prozent oder 145 Personen auf insgesamt 4.775 Jugendliche.

Nach Ausbildung hat der größte Teil der Arbeitslosen, nämlich mehr als 195.000 Betroffene, keine abgeschlossene Schulbildung, Pflichtschule oder Lehre. Einen überdurchschnittliche Zuwachs um 14,4 Prozent auf fast 7.000 Jobsuche gab es bei den Uni-Absolventen.

Kürzere Verweildauer

Deutlich verkürzt hat sich in den vergangenen fünf Jahren die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit und zwar von noch 125 Tage im Jahr 1999 auf 101 Tage im Vorjahr.

Das AMS muss trotz steigender Arbeitslosigkeit heuer mit weniger Budget auskommen als in den vergangenen Jahren, als Rücklagen aufgelöst werden konnten. Dem AMS stehen heuer 622 Mio. Euro plus 27 Mio. Euro aus dem Budget des Insolvenzfonds als Sonderprogramm für Jugendliche zur Verfügung. (APA)